Brustkrebs ist die am häufigsten diagnostizierte Krebsart bei Frauen. Eine bessere Prognose hat inzwischen zu einer längeren Überlebensdauer nach der Diagnose geführt. Dies bringt allerdings auch Probleme für die Überlebenden mit sich. Bekannt ist bereits, dass Depressionen generell häufiger bei Brustkrebsüberlebenden auftreten als in der Allgemeinbevölkerung. Bisher gibt es jedoch nur wenige Daten zu Langzeitüberlebenden.
In dieser aktuellen Studie wurden die altersabhängige Prävalenz von Depressionssymptomen bei Brustkrebsüberlebenden im Vergleich zu einer weiblichen Kontrollgruppe untersucht und depressionsauslösende Faktoren identifiziert. Hierzu wurden die Daten von 3.010 Brustkrebsüberlebenden (Stadium I-III, 5–16 Jahre nach der Diagnose) und 1.005 Kontrollprobandinnen analysiert. Zum Assessment wurde die Geriatrische Depressionsskala (GDS-15), ein selbstauszufüllender Fragebogen, verwendet. Punktzahlen von ≥ 5 wurden als milde Depression gewertet, ab ≥ 11 Punkten wurde eine schwere Depression angenommen. Zusätzlich wurden soziodemographische Daten erfasst. Es erfolgte eine altersabhängige Einteilung in Kohorten.
Im Vergleich zur Kontrollgruppe gaben Brustkrebsüberlebende häufiger eine milde oder schwere Depression an (30,4 % vs. 23,8 %). In allen Altersgruppen war die Prävalenz von milder/schwerer Depression signifikant höher bei den Brustkrebsüberlebenden. Brustkrebspatienten mit einem Rezidiv hatten eine signifikant höhere Prävalenz für milde/schwere Depressionen im Vergleich zu ausgeheilten Patientinnen und der Kontrollgruppe. Als signifikante Faktoren für eine milde/schwere Depression konnten ein Alter < 60 Jahren, ein Einkommen < 1.500 €, eine nicht selbstständige Wohnsituation, das Auftreten von Rezidiven und ein hoher BMI ≥ 30 kg/m2 identifiziert werden. Für eine schwere Depression waren zudem noch ein niedriger Bildungsstand und Arbeitslosigkeit signifikant. Bis auf den Bildungsstand waren die Faktoren sowohl in der Brustkrebs- als auch in der Kontrollgruppe mit dem Auftreten einer Depression assoziiert. Keinen signifikanten Einfluss hatten die Zeitspanne seit der Erstdiagnose, die Art der Behandlung, ein Lebenspartner und Kinder.
In der Praxis sollte diesen Ergebnissen nach häufiger routinemäßig auf Depressionssymptome hin gescreent werden und betroffenen Patientinnen psychiatrische Hilfe zur Lebensqualitätsverbesserung angeboten werden. GFI