Meditation wird seit Jahrtausenden von Mystikern und Weisen verschiedener Kulturen und Religionen zur Selbsterkenntnis, Bewusstseinserweiterung und Heilung verwendet. Der Begriff „Meditation“ fasst dementsprechend sehr unterschiedliche Ansätze zusammen, vom Singen von Mantras, über die transzendentale Meditation bis hin zur modernen Achtsamkeitsmeditation. Auch der Begriff „Achtsamkeit“ mit seinem inflationären Gebrauch in den Medien ist nicht eindeutig. Deswegen lohnt es sich, zunächst nach fundierten Definitionen zu schauen.
Zwei renommierte Meditationsforscher, Walsh und Shapiro, schlagen folgende Definition vor: „Der Begriff ‚Meditation’ bezieht sich auf eine Ansammlung von Selbstregulationspraktiken, die das Training von Aufmerksamkeit und Gewahrsein in den Mittelpunkt rücken, um mentale Prozesse unter größere willentliche Kontrolle zu bringen und dabei generelles geistiges Wohlbefinden und geistige Entwicklung sowie spezifische Fähigkeiten wie Ruhe, Klarheit und Konzentration zu fördern (1).“
Jon Kabat-Zinn hat die Achtsamkeit Ende der 1970er-Jahre in den USA aus ihrem ursprünglichen buddhistischen Kontext gelöst und sehr erfolgreich im klinischen Kontext eingesetzt. Für ihn bedeutet Achtsamkeit, „auf eine besondere Art und Weise aufmerksam zu sein: absichtlich, im gegenwärtigen Moment und nicht wertend (2).“
Von einer Achtsamkeitsmeditation kann man also sprechen, wenn der Aufmerksamkeitsfokus in der Meditation auf das gerichtet ist, was momentan im Erleben auftaucht, auf die Erfahrungen im gegenwärtigen Moment. Ein häufig genutztes Objekt der Aufmerksamkeit ist die Atemempfindung (siehe Kasten).
Forschung
In den letzten 20 Jahren ließ sich eine exponentielle Zunahme der Forschungstätigkeit zu Meditation und Achtsamkeit beobachten (siehe Tabelle). Ein neuer Wissenschaftszweig hat sich gebildet. Über Verfahren wie Magnetresonanztomographie und Elektroenzephalogramm werden Auswirkungen der Meditation auf Struktur und Funktion des Gehirns untersucht. In klinischen Studien werden Effekte auf Verhalten und Erleben und verschiedene Gesundheitsstörungen gemessen.
Besonders gut erforscht und als wirksam belegt ist die von Jon Kabat-Zinn entwickelte Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (engl. Mindfulness-Based Stress Reduction – MBSR). Das Programm ist standardisiert und wird acht Wochen lang durchgeführt. Die Teilnehmer absolvieren wöchentlich eine zweieinhalbstündige Gruppensitzung, eine tägliche Eigenübungspraxis von 45 Minuten und einen abschließenden Übungstag in Stille. Elemente aus der Achtsamkeitspraxis werden mit Yogaübungen kombiniert, z. B.:
- Sitz- und Gehmeditation
- Achtsame Körperwahrnehmung (Bodyscan)
- Sanftes Ausführen von Yogastellungen
Die Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie (engl. Mindfulness- Based Cognitive Therapy, MBCT) verbindet Elemente der Achtsamkeitsbasierten Stressreduktion mit Maßnahmen der Kognitiven Verhaltenstherapie. Ein Ziel der Therapie ist die Vorbeugung von Rückfällen bei Depressionen. Auch die Wirksamkeit der MBCT gilt inzwischen durch zahlreiche Studien als wissenschaftlich gut belegt.