Lange galt es als Standard, bei onkologischen Patient:innen mit intensiver Chemotherapie und/oder Stammzelltherapie auf eine sog. „keimarme Ernährung“ zu achten, bei der die Auswahl der Nahrungsmittel stark beschränkt ist und beispielsweise frisches Obst und Gemüse sowie nicht erhitzte Lebensmittel und Gewürze tabu sind. In einer aktuellen, evidenzbasierten Stellungnahme weisen Organisationen jetzt auf die wissenschaftlichen Fakten hin: Mit der bisher durchgeführten keimarmen Ernährung (KE) sind deutlich mehr Risiken als Vorteile für die Patient:innen verbunden.
Zu den Kooperationspartner:innen und Unterzeichner:innen der Stellungnahme gehört auch die Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) in der Deutschen Krebsgesellschaft.
Die Evidenzlage gibt demnach keine Anhaltspunkte dafür, dass die Infektionshäufigkeit durch die KE geringer ausfällt als durch eine normale Ernährung. Im Gegenteil zeigen verschiedene Metaanalysen sogar eine erhöhte Infektionsanfälligkeit bei Einhalten einer KE.
Problematisch ist vor allem das hohe Risiko einer Mangelernährung bei dieser Ernährungsform. Jeder Gewichtsabnahme müsse durch geeignete ernährungsmedizinische Maßnahmen begegnet werden.