Sexuelle Gesundheit wichtig für Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit

Naturmedizin 05/2022

In der Hausarztpraxis über Sexualität reden!

Das Wissen der Deutschen über Gesundheit und Sexualität ist gut, könnte aber in einigen Bereichen ausgebaut werden. Niedrigschwellige Gesprächsangebote zur Sexualität gehören in die hausärztliche Praxis, und interkulturelle Kompetenzen im Gesundheitswesen müssen gestärkt werden. Das sind Ergebnisse der GeSiD-Studie, die Forschende verschiedener Einrichtungen durchgeführt haben.
„Ziel der GeSiD-Studie war es, erstmalig repräsentative Daten zum sexuellen Verhalten, zu sexuellen Beziehungen und zu den Einstellungen zur Sexualität in der Allgemeinbevölkerung zur Verfügung zu stellen. Unsere Ergebnisse können dazu beitragen, Präventions- und Aufklärungskampagnen zu unterstützen, Angebote und Informationsmaterialien zur Familienplanung zu verbessern und politische Entscheidungsträger:innen mit relevanten Informationen zu versorgen – und damit, kurz gesagt, die sexuelle Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern. Dies ist auch deshalb entscheidend, weil sexuelle Gesundheit wichtig für das allgemeine Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit ist“, sagt Studienleiter Prof. Dr. Peer Briken.
Für die Studie „Gesundheit und Sexualität in Deutschland“ (GeSiD) wurden zwischen Oktober 2018 und September 2019 insgesamt 4.955 Erwachsene im Alter von 18 bis 75 Jahren umfassend zu sexualbezogenen Themen befragt. Das Durchschnittsalter der Befragten lag bei 46,3 Jahren. Mit den Themenbereichen sexuelles Verhalten, Einstellungen zur Sexualität, Liebe und Partnerschaft, sexuelle Lust und Zufriedenheit, Schwangerschaft, sexuelle Funktionsstörungen, sexuell übertragbare Infektionen (STI) und Erfahrungen mit sexueller Gewalt deckte der GeSiD-Fragebogen ein breites Spektrum sexualitätsbezogener Fragestellungen ab.
Anders als in fast allen anderen europäischen Ländern und Nordamerika fehlten entsprechende Daten für Deutschland bislang.
Die GeSiD-Studie hat gezeigt, dass das Wissen zu sexuell übertragbaren Infektionen – abgesehen von HIV – bei heterosexuellen Erwachsenen noch unzureichend ist. Auf die offene Frage, welche STI bekannt ist, nannten 71,1 % der Befragten HIV/AIDS an erster Stelle, gefolgt von Gonorrhö / Tripper (38,6 %) und Syphilis (31,9 %).
Der allgemeine Gesundheitszustand von Menschen ist eng verbunden mit ihrer sexuellen Aktivität und sexuellen Zufriedenheit. Beschreiben Befragte den eigenen Gesundheitszustand als „mittelmäßig“ oder „schlecht“, so reduziert sich die Wahrscheinlichkeit von sexueller Aktivität in den letzten 4 Wochen gegenüber Befragten mit einem „sehr guten“ Gesundheitszustand bei Männern von 79,1 % auf 59 % beziehungsweise 30,1 % und bei Frauen von 72,5 % auf 48 % beziehungsweise 32,4 %. „Niedrigschwellige Gesprächsangebote zur Sexualität gehören folglich in die hausärztliche Praxis und sollten in Aus- und Fortbildung von Mediziner:innen berücksichtigt werden“, sagt Prof. Briken.
Migrant:innen der 1. Generation nutzen laut der Studie deutlich seltener Leistungen im Bereich sexueller Gesundheit als Nicht-Migrant:innen. So waren Frauen mit Migrationshintergrund seltener gegen HPV geimpft, hatten seltener einen Test auf Chlamydien gemacht und seltener Gesundheitsleistungen in Zusammenhang mit Kontrazeptiva erhalten.
Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Saskia Lemm

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