Da die MS zumeist eine Therapie über mehrere Jahrzehnte erfordert, spielen Effektivität, Verträglichkeit und Sicherheit einer Langzeitbehandlung bei der Therapieentscheidung eine große Rolle, schilderte Prof. Peter Rieckmann, Bischofswiesen. In der GALA-Studie führte die 2015 eingeführte 3 x wöchentliche Dosierung von 40 mg GA (seit 2019 auch als Fertigpen verfügbar) gegenüber Placebo zu einer signifikant um 34 % verringerten Schubrate. Die Siebenjahresdaten der offenen GALA-Verlängerung zeigen einen weitgehend stabilen Behinderungsgrad der Patienten: Der mittlere EDSS-Wert (initial 2,8) stieg seit Studienbeginn lediglich um einen Viertelpunkt an, so Rieckmann. Die kontinuierliche Therapie mit GA 40 mg zeigt damit auch den Erhalt der Gehfähigkeit. „In der Praxis sehen wir, dass viele Patienten […] unter Glatirameracetat über sehr lange Zeiträume bei guter Verträglichkeit stabil sind“, betonte Rieckmann.
„Bei der Therapieentscheidung sollten die individuellen klinischen Erfordernisse und die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten im Fokus stehen“, schilderte Prof. Herbert Schreiber, Ulm. Bestehen keine ‚Red Flags‘ für einen hochaktiven Verlauf wie initial hohe klinische oder radiologische MS-Aktivität, inkomplette Schubremission, frühe Behinderungsprogression etc., kann GA als Substanz der Wirksamkeitskategorie 1 (nach DGN) eingesetzt werden. Der Immunmodulator, der inzwischen auch für die Anwendung in der Stillzeit zugelassen ist, stellt Schreiber zufolge nach wie vor eine wichtige Säule der MS-Behandlung dar. JL