Drei Frauenärzte, führende Vertreter ihrer „Zunft“, haben das Problem aufgegriffen. Sie blenden zurück auf den Eid des Hippokrates. Dieser finde keine Entsprechung in der Realität, beklagen sie. In Europa entwickelten sich in den darauffolgenden zwei Jahrtausenden ärztliche Organisationen mit dem Ziel, ihre kollektiven wirtschaftlichen, sozialen und politischen Interessen zu wahren. Im 18. Jahrhundert verwarfen zwei Medizin-Ethiker das Konzept der Zunft und definierten Medizin als eine Profession, die den Patienten und der Gesellschaft dient. Heute gibt es wieder Strömungen, die die Fachkompetenz dem Eigeninteresse der „Zunft“ unterordnen wollen. Dazu gehört etwa die Einkommensoptimierung durch Empfehlungen, bestimmte Untersuchungen unter dem Stichwort „Prävention“ ungezielt durchführen zu lassen. In Gemeinschaftspraxen würden junge Ärzte unter Druck gesetzt, möglichst viele Patienten durchzuschleusen.
Die im späten 18. Jahrhundert formulierte Forderung nach Professionalismus beinhaltet drei Verpflichtungen der Ärzte: wissenschaftlich und medizinisch kompetente Behandlung, den Primat der gesundheitlichen Interessen des Patienten und die Zurückstellung der Gruppeninteressen hinter diesen. Damals wurde auch postuliert, dass das Fachwissen, das die Ärzte erworben haben, nicht deren Alleineigentum sei, sondern auch der Gesellschaft gehöre. Als Gegenmaßnahme fordern die Autoren eine transparente Organisationsstruktur in der Ärtzeschaft. WE