Aus der psychiatrischen Universitätsklinik in Zürich werden drei Suizidversuche mit Pflanzen berichtet. Einmal aß eine 20-jährige Patientin mit instabiler Persönlichkeitsstörung vom Borderline-Typ mehrere Maiglöckchen, die ihr ihre Mutter am selben Tag auf die geschlossene Station mitgebracht hatte, in dem Wissen um deren Giftigkeit. Ein anderes Mal nahm eine 22-Jährige mit Politoxikomanie verschiedene Pflanzen aus dem Dachgarten der Klinik zu sich in der Annahme, es handele sich um den giftigen Stechapfel. Im dritten Fall versuchte ein 20-Jähriger mit schizophrener Psychose sich mit mehreren Beeren aus dem Garten einer zuweisenden psychiatrischen Klinik zu vergiften. Dass diese Vorkommnisse keine Einzelfälle sind, wird anhand der Daten der Giftzentrale in München deutlich, wo infünf Jahren 67 Anrufe wegen der Einnahme von Giftpflanzen in suizidaler Absicht eingingen. Die am häufigsten eingenommenen Pflanzen waren Tollkirsche, Eisenhut und Eibe, gefolgt von Engelstrompete, Fingerhut, Oleander, Herbstzeitlose, Muskatnuss und Goldregen.
Selbstbedienung im Klinikgarten
Praxis-Depesche 22/2005
Vergiftungen mit Pflanzen in suizidaler Absicht
Auch in geschlossenen psychiatrischen Abteilungen werden Selbsstötungsversuche mit Pflanzen unternommen - eine Situation, auf die Ärzte und Schwestern zu wenig vorbereitet sind.
Quelle: Kawohl, W: Pflanzenvergiftung - psychiatrische Aspekte, Zeitschrift: NERVENARZT, Ausgabe 76 (2005), Seiten: 875-878