Neurodegenerative Erkrankungen

Naturmedizin 5/2019

Achtsamkeitsyoga bessert psychische Symptome bei Parkinson

Zertifizierte Fortbildung
Morbus Parkinson ist die zweithäufigste chronische neurodegenerative Erkrankung mit heterogener Verlaufssymptomatik. Neben den typischen motorischen Störungen leiden die Betroffenen auch an neuropsychiatrischen Problemen. Yoga kann helfen, Stress und psychische Beeinträchtigungen zu bewältigen, zeigte nun eine randomisierte klinische Studie, die jüngst in JAMA Neurology veröffentlicht wurde.
Bis zu 50 % der Parkinson-Patienten haben psychische Symptome, die sich häufig in Angstzuständen, Depressionen und Schlafstörungen zeigen. Der Leidensdruck der Betroffenen ist groß, die psychische Belastung sollte in der Arztpraxis nicht übersehen, sondern thematisiert und ernst genommen werden. Denn erfahren die Patienten keine Hilfe, hat dies erhebliche negative Folgen.
Nicht-pharmakologische Methoden zum Management dieser Problematik sind von besonderem Interesse, denn medikamentöse Therapien sind bei neurodegenerativen Erkrankungen mit besonderem Bedacht einzusetzen. Bewegungs- und Physiotherapie werden als wesentliche Komponenten der begleitenden Parkinson-Therapie empfohlen. Sie zielen vor allem auf eine Verbesserung bzw. Erhaltung der Mobilität ab und haben hier auch eine nachgewiesene Wirksamkeit.
 
Neu entwickeltes Yogaprogramm im Test
Übungen, die die Verbindung von Körper und Geist fördern, zeigten in einer Meta- Analyse positive Auswirkungen auf Körperhaltung, motorische Symptome und allgemeine Funktionsfähigkeit. Getestet wurden Yoga, Tanz und Tai-Chi. Um herauszufinden, ob eine achtsamkeitsbetonte Form des Yoga auch psychologische Symptome verbessern kann, entwickelten sieben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Hong Kong, China, ein spezielles Yogaprogramm für Patienten mit leichter bis mittelschwerer Parkinson-Diagnose.
 
Yoga vs. Bewegungstherapie
138 Männer (47,1 %) und Frauen (42,9 %) mit Parkinson wurden in zwei gleich große Gruppen eingeteilt. Die Teilnehmer der Interventionsgruppe absolvierten über acht Wochen einmal wöchentlich einen 90-minütigen Yogakurs. Darin wurden zwölf grundlegende Posen des Hatha-Yoga geübt: Sonnengrüße (60 Minuten), kontrollierte Atmung (15 Minuten) und Achtsamkeitsmeditation (15 Minuten). Hatha-Yoga ist eine Yogaform, die besonderen Wert auf die Verbindung von Körper und Geist legt. Zu diesem Zweck werden Körperübungen (Asanas) mit Atemübungen (Pranayama) und Meditation kombiniert. Das Yogaprotokoll für die Parkinson-Patienten wurde auch mittels Erkenntnissen aus einem systematischen Review und einer Mixed-Methods- Studie entwickelt. Beide Arbeiten hatten die unerfüllten Versorgungsbedürfnisse von Parkinson-Patienten zum Thema.
Die Patienten der Kontrollgruppe bekamen über acht Wochen eine Gymanstikstunde mit Dehnungs- und Widerstandsübungen, begleitet von Physiotherapeuten. Teilnehmer beider Gruppen wurden ermutigt, zu Hause zweimal pro Woche zusätzlich 20 Minuten Yoga oder Gymnastik zu praktizieren.
 
Yoga hat Effekte
Achtsamkeitsbasiertes Yoga hat deutliche und signifikant bessere Effekte auf das psychische Wohlbefinden von Parkinson- Patienten im Vergleich mit der konventionellen Bewegungs- und Dehnungstherapie. Motorische Symptome und die Mobilität wurden bei den Teilnehmern dieser Studie von beiden Interventionen gleichermaßen gefördert.
Die Autoren empfehlen, Yoga als begleitende Therapie bei Parkinson zum Management und zur Prophylaxe von psychischen und körperlichen Symptomen in das therapeutische Angebot aufzunehmen.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

Quelle: Kwok JYY et al.: Effects of mindfulness ... JAMA Neurol. 2019; 76(7): 755-763
ICD-Codes: G20

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