Übersatte Bakterien

Naturmedizin 4/2019

Zu viel Essen stört das Darmmikrobiom und macht krank

Eine neue Hypothese schlägt vor, dass Entzündungskrankheiten durch ein Nahrungsüberangebot und die damit verbundene Störung der natürlichen Bakterienbesiedelung des Darms verursacht wird.
Umwelterkrankungen bzw. zivilisationsbedingte Erkrankungen sind eine große Herausforderung dieser Zeit. Ein Team des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1182 „Entstehen und Funktionieren von Metaorganismen“ an der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat nun eine neue und umfassendere, ökologisch-evolutionäre Theorie zur Entstehung von Umwelterkrankungen formuliert. Die Kieler Forscher schlagen vor, dass ein unnatürliches und besonders umfangreiches Nährstoffangebot Bakterien von ihrem Wirtslebewesen entkoppelt und so die fein justierte Balance des Mikrobioms zerstört. Die gewissermaßen überfütterten Bakterien im Darm begünstigen so die Krankheitsentstehung. Diesen fundamentalen neuen Ansatz zur vollständigeren Erklärung von Umwelterkrankungen veröffentlichten die Wissenschaftler gestern in der Fachzeitschrift mBio. Die Ökologie von Meereslebensräumen bildete den Ausgangspunkt für die Studie. Es konnte beobachtet werden, dass Korallen durch ein Nährstoffüberangebot aus ihren natürlichen symbiotischen Beziehungen mit Bakterien austreten. Die im Experiment gewonnenen Erkenntnisse lassen sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf die menschliche Gesundheit übertragen. Die vorgeschlagene „Überfütterungshypothese“ bietet wertvolle Ansätze für weiterführende Forschungsarbeiten bis hin zur potenziellen Übertragung in künftige Therapien.
Quelle: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel über IDW Lachnit T et al.: Exposure ... MBio 2019; 10(3) pii: e00355-19

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