Evidenz aus zwei Cochrane-Reviews

Naturmedizin 1/2020

Werbeverbote für Tabak und Alkohol?

Wie groß ist der Effekt von Werbeverboten tatsächlich? In Deutschland wird immer wieder die Diskussion laut, ob Werbeverbote für Alkohol, E-Zigaretten, Fast Food oder ungesunde Kindernahrungsmittel durchgesetzt werden sollten.
Die Frage ist wissenschaftlich noch nicht vollständig geklärt, denn die Auswirkungen von Werbung beziehungsweise Werbeverboten auf das Verhalten von Konsumenten lassen sich nur sehr schwer in einem experimentellen Setting untersuchen. Zwei bereits vor einiger Zeit in der Cochrane Library erschienene systematische Übersichtsarbeiten fassen Evidenz zu diesem Thema zusammen und könnten zu einer Versachlichung der Debatte beitragen. Der Cochrane Review „Impact of tobacco advertising and promotion on increasing adolescent smoking behaviours" aus dem Jahr 2011 umfasst 19 Studien, an denen mehr als 29.000 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren teilnahmen, die zu Beginn der Untersuchungen nicht rauchten. Die Studien, die zwischen 1983 und 2008 durchgeführt wurden, versuchten zu messen, wie sehr die Teilnehmenden Tabakwerbung ausgesetzt waren oder wie aufnahmebereit sie für die Werbung waren. In 18 von 19 Studien erwies sich die Wahrscheinlichkeit, später zu rauchen, bei jenen Teilnehmenden erhöht, die mehr Werbung ausgesetzt waren oder diese bewusster aufgenommen hatten. Aus dem Jahr 2014 stammt der Cochrane Review „Restricting or banning alcohol advertising to reduce alcohol consumption in adults and adolescents“. Er umfasst lediglich vier Originalstudien, deren Aussagekraft als sehr gering eingestuft wurde. Beide Reviews warten auf ein Update, das neuere Evidenz berücksichtigt. Nicht von Cochrane, aber etwas aktueller ist eine Übersichtsarbeit zum Thema, die 2018 erschien (https://bit.ly/38T8roT). Werbeverbote und eine Erhöhung der Tabaksteuer seien laut dieser Arbeit durchaus wirkungsvoll.
Quelle: Chochrane Deutschlandstiftung über www.idw-online.de

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