Fettlebererkrankung

Naturmedizin 6/2020

Wenig Kalorien, viel Eiweiß – und das Leberfett schmilzt

Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung ist weltweit die häufigste chronische Lebererkrankung mit zum Teil lebensbedrohlichen Folgen. Eine eiweißreiche, kalorienreduzierte Ernährung kann das schädliche Leberfett zum Schmelzen bringen – und zwar effektiver als eine eiweißarme Kost. Welche molekularen und physiologischen Prozesse sich dahinter verbergen könnten, zeigt jetzt eine neue Studie von DIfE/DZD-Forschenden im Fachblatt Liver International.
Das Forschungsteam untersuchte, wie der Eiweißgehalt der Nahrung die Menge des Leberfetts von stark übergewichtigen Menschen mit einer nichtalkoholischen Fettleber beeinflusst. Dafür erhielten die 19 Probandinnen und Probanden für drei Wochen entweder eine Diät mit hohem oder niedrigem Proteingehalt. Anschließend wurden Operationen zur Behandlung des Übergewichts (bariatrische Chirurgie) durchgeführt und Leberproben entnommen.
Die Analysen der Proben ergaben, dass eine kalorienreduzierte Ernährung mit hohem Proteingehalt das Leberfett wirksamer reduzierte als eine kalorienreduzierte eiweißarme Ernährung: Während der Leberfettgehalt in der eiweißreichen Gruppe um rund 40 % sank, war die Fettmenge in den Leberproben der eiweißarmen Gruppe unverändert. Die Studienteilnehmenden beider Gruppen verloren insgesamt rund fünf Kilogramm Gewicht. „Sollten sich die Ergebnisse in größer angelegten Studien weiterhin bestätigen, könnte die Empfehlung für eine erhöhte Aufnahme von Eiweiß zusammen mit einer gesunden fettarmen Ernährung als Teil einer effektiven Fettleber-Therapie Einzug in die medizinische Praxis finden“, sagt Andreas Pfeiffer, Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Ernährung/DZD am DIfE und der Klinik für Endokrinologie in der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin.
 
Molekulare Fettaufnahme- Mechanismen
Die Forschenden gehen davon aus, dass der positive Effekt der eiweißreichen Diät hauptsächlich darauf zurückzuführen ist, dass die Fettaufnahme, -speicherung und -synthese unterdrückt wird. Darauf verweisen unter anderem umfangreiche Genanalysen der Leberproben, die Professor Stephan Herzig zusammen mit seinem Team am Helmholtz Zentrum München durchgeführt hat. Demnach waren zahlreiche Gene, die in der Leber für die Aufnahme, Speicherung und Synthese von Fett verantwortlich sind, nach der eiweißreichen Ernährung weniger aktiv als nach der eiweißarmen Kost.
Ergänzend untersuchte die Forschungsgruppe von Olga Ramich zusammen mit der Abteilung Physiologie des Energiestoffwechsels auch die Funktionen der Mitochondrien. „Die Aktivität der Mitochondrien war in beiden Gruppen sehr ähnlich. Das hat uns überrascht. Wir sind ursprünglich davon ausgegangen, dass die Mitochondrien-Aktivität durch die proteinreiche Diät erhöht wird und so zum Abbau des Leberfetts beiträgt“, erklärt Abteilungsleiterin Professor Susanne Klaus.
Unerwartet war für die Forschenden auch, dass der Blutspiegel des Botenstoffs Fibroblast Growth Factor 21 (FGF21) nach der leberfettreduzierenden eiweißreichen Ernährung niedriger als nach der eiweißarmen war. „FGF21 ist dafür bekannt, günstige Effekte auf die Stoffwechselregulation zu haben. Warum der Faktor bei der eigentlich positiv wirkenden eiweißreichen Kost herabgesetzt war, müssen weitere Untersuchungen zeigen“, erklärt Ramich. Auch die Aktivität der Autophagie war im Lebergewebe nach der eiweißreichen Kost niedriger im Vergleich zur eiweißarmen. „Die fettabbauende Lipophagie scheint als besondere Form der Autophagie demnach nicht am Abbau des Leberfetts bei der eiweißreichen Ernährung beteiligt zu sein.“
Quelle: Xu C. et al.: High-protein diet more effectively reduces hepaticfat than low-protein diet despite lower autophagy and FGF21 levels. 2020. Liver Inter. doi.org/10.1111/liv.14596 (Quelle: Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Sonja Schäche)

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