Metabolisches Syndrom

Naturmedizin 1/2019

Vitamin D

Vitamin D ist nicht nur essenziell zur Erhaltung der Knochengesundheit und zur Regulierung des Calciumspiegels. Immer mehr wissenschaftliche Arbeiten beschäftigen sich auch mit der Rolle des Prohormons im Zusammenhang mit dem metabolischen Syndrom.

Könnte man mit einer ausreichenden Versorgung mit Vitamin D eine wirkungsvolle Prophylaxe von Erkrankungen im Rahmen eines metabolischen Syndroms erreichen? Viele Studien geben Hinweise in diese Richtung, deshalb beschäftigen sich in den letzten Jahren immer mehr Wissenschaftler mit diesen Fragen. Eindeutige Empfehlungen können noch nicht gegeben werden, ein Blick auf die aktuellen Erkenntnisse ist aber durchaus interessant.
 
Prophylaxe
 
Ob es eine Assoziation zwischen dem Vitamin-D-Spiegel (25-OH-D3, Calcifediol) und der Blutglucose und Lipidkonzentrationen im Serum gibt, untersuchten chinesische Wissenschaftler in Shanghai. Sie nahmen von 508 weiblichen und männlichen Stadtbewohnern im Alter von 19 bis 70 Jahren Blutproben.
Je mehr Vitamin D, desto weniger Cholesterin: Steigende 25-OH-D3- Werte (um 1 ng / ml) gingen mit einer signifikanten Abnahme des Gesamtcholesterins einher. Genauso verhielt es sich beim LDL-Cholesterin. Eine höhere Vitamin-D-Konzentration im Serum war also mit einem besseren Stoffwechselprofil und einem dadurch verringerten Risiko für die Entwicklung eines metabolischen Syndroms verbunden (Zhu et al.; Diabetes Metab Syndr. 2018).
 
 
Eine doppelblinde, randomisiert kontrollierte Studie (RCT) wurde mit 66 übergewichtigen und adipösen Frauen durchgeführt, die normale Vitamin-D-Spiegel aufwiesen. Die Frauen bekamen über drei Monate täglich 50 mg Vitamin D oral verabreicht. Dies führte zu einer signifikanten Reduktion des Körpergewichts und damit des Body-Mass- Index. Am Ende der drei Monate waren bei den Frauen, die Vitamin D einnahmen, auch signifikant erhöhte Calciumspiegel und eine signifikante Reduktion des Parathormons nachweisbar.
 
Nicht alkoholische Fettleber
 
Eine Vitamin-D-Gabe kann vorteilhafte Wirkungen bei der nicht alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD, nonalcoholic fatty liver disease) haben. In einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie (RCT) iranischer Wissenschaftler bewirkte die zwölfwöchige Behandlung von nicht diabetischen NAFLD-Patienten mit hoch dosiertem oralem Vitamin D (50.000 E Cholecalciferol/ Woche) oder Calcitriol (0,25 mg/ Woche) eine signifikante Reduktion der alkalischen Phosphatase und des Gamma-GT (Dabbaghamanesh et al., Diabetes Metab Syndr. 2018).
 
Taillenfett und Vitamin D
 
Auch zwischen dem Taillenumfang und dem Vitamin-D-Level scheint es eine Beziehung zu geben. Eine Querschnittsstudie aus Teheran mit 265 gesunden männlichen und weiblichen Erwachsenen ging der Assoziation zwischen Vitamin-D-Status, Dyslipidämie und dem hypertriglyceridämischen- Hüft-Phänotyp nach. Je besser die Probanden mit Vitamin D versorgt waren, desto weniger Risikofaktoren für die Entwicklung einer metabolischen Dyslipidämie wiesen sie auf. Ein Mangel dagegen erhöhte jedoch das Risiko einer Hypertriglyceridämie und der Entwicklung von zu viel Taillenfett bei den Probanden. Es wurde also eine direkte Korrelation zwischen Fettstoffwechsel, Taillenumfang und Insulinresistenz bei gesunden Erwachsenen festgestellt (Rahimi et al., Diabetes Metab Syndr. 2018).
 
Diabetes mellitus Typ 2
 
Wie bereits in einigen epidemiologischen Studien festgestellt, gibt es eine Assoziation zwischen dem Auftreten von Typ-2-Diabetes und Vitamin-D-Mangel. Aber ob eine Substitution umgekehrt dann auch zu einer Verbesserung der Insulinreaktion führt, wurde bisher nicht ausreichend wissenschaftlich geklärt.
Eine randomisierte, placebokontrollierte Parallelgruppenstudie tes- tete genau das an Männern und 
Frauen (mittleres Alter 48 Jahre) mit Diabetes Typ 2 (≥ HbA1c 8,5 %) und Vitamin-D-Mangel (≤30 ng/ml).
30 Patienten bekamen über sechs Monate eine orale Vitamin-D-Substitution. In den ersten sechs Wochen erhielten sie 60.000 IE pro Woche, danach erhielten sie die gleiche Dosis alle vier Wochen bis zum Ende der sechs Monate. Weitere 30 Patienten bekamen ein Placebo.
Bei den mit Vitamin D behandelten Patienten zeigten sich im Vergleich mit den Patienten der Placebogruppe signifikante Verbesserungen des mittleren HbA1c-Spiegels, der Nüchternblutglucose und der postprandialen Blutglucosewerte. Auch eine Verbesserung der Blutdruckwerte und des Gesamtcholesterins konnte in dieser Studie festgestellt werden. Die Verbesserungen waren nach drei Monaten und nach sechs Monaten signifikant.
Es sind weitere, größer angelegte Studien erforderlich, so die Autoren, aber ein normaler Vitamin-D-Spiegel scheint für Typ-2-Diabetiker sehr wichtig zu sein. Deshalb empfehlen die Autoren, den Vitamin-D-Spiegel bei Diabetikern zu messen und bei einem Mangel, der in den Wintermonaten noch häufiger vorkommt, an eine Substitution zu denken (Upreti et al., 2018; Diabetes Metab Syndr.).
 
Kardiovaskuläre Risiken
 
Im Blut von Patienten mit erhöhten kardiovaskulären Risikofaktoren im Rahmen eines metabolischen Syndroms sind niedrigere Vitamin-D-Konzentrationen nachweisbar, so die Ergebnisse einer Studie brasilianischer Wissenschaftler (Barbalho et al., Diabetes Metab Syndr. 2018).
200 männliche und weibliche Patienten zwischen 41 und 70 Jahen wurden auf verschiedene Parameter hin untersucht. Nur 20% von ihnen wiesen normale Vitamin-D-Werte auf.
Je niedriger die Vitamin-D-Werte, desto schlechter waren die glykämischen Werte wie etwa der HbA1c-Wert. Aber auch die Triglyceride, der Blutdruck, der atherogene Index und der Body-Mass-Index (BMI) korrelierten negativ mit geringen Vitamin-D-Werten.
Einige Studien hätten schon gezeigt, dass Vitamin D ein starker Modifikator für das Entwicklungsrisiko kardiovaskulärer Komplikationen sei, so die Autoren, die weitere Studien empfehlen.
 
Nicht immer eindeutig
 
Vitamin D bzw. 25-OH-D3 ist wichtig für die intestinale Calciumaufnahme und beeinflusst so die Knochenmineralisierung, aber auch die Herzkontraktilität und die Calciumhomöostase. Antiphlogistische Wirkungen auf die Gefäße werden dem Vitamin D zugeschrieben sowie eine Wirkung auf den Blutdruck. Immer wieder gibt es hier aber kontrastierende Ergebnisse, und es ist eine Herausforderung, alle Faktoren, die in den Vitamin-D-Haushalt hineinspielen, in Studien zu identifizieren.
Ein Beispiel ist hier eine aktuelle iranische Studie: Die Wissenschaftler verglichen die 25-OH-D3-Serumspiegel von 283 Probanden mit koronarer Herzkrankheit (KHK) mit denen von 283 herzgesunden Menschen (53 % Männer, 47 % Frauen). Die KHK-Patienten hatten höhere Vitamin-D-Spiegel als die Menschen der Vergleichsgruppe. Dies könnte aber auch damit zusammenhängen, dass die Art der Ernährung und mögliche Nahrungsergänzungen in der Studie nicht berücksichtigt wurden. Außerdem waren die KHK-Patienten auch von Bluthochdruck betroffen (Rokni et al., 2018; Diabetes Metab Syndr.)
 
Autorin
Elisa Gebhardt

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