Alternative Therapie der Major Depression

Neuro-Depesche 1-2/2020

Verschlechtert die MST das Gedächtnis?

Die Elektrokrampftherapie (EKT) ist bei stark depressiven Patienten wirksam, ihre negativen Effekte auf das Gedächtnis schränken jedoch ihre Verbreitung ein. Da dies unter einer Magnetic seizure therapy (MST) nicht der Fall zu sein scheint, könnte diese eine potenzielle Alternative zur EKT darstellen.
Kommentar
Bei bestätigter hoher Wirksamkeit führte die MST zu keinen massiven kognitiven Beeinträchtigungen, verschlechterte aber die Erinnerungskonsistenz der autobiografischen Informationen. Dies ist auch unter Antidepressiva- Therapien so - und lag immerhin noch unter dem Ausmaß unter einer EKT. Die Autoren beurteilen die MST somit als „kognitiv sicher“. Natürlich schränkt das Fehlen einer Randomisierung und vor allem einer Vergleichsgruppe (mit Scheinstimulation oder EKT) die Aussagekraft der Studie ein. Die Autoren bereiten nun eine prospektive, randomisierte MST-Studie vor.
Die Effekte der MST auf die depressiven Symptome und die Kognition wurden jetzt in den USA, Kanada und Australien genauer untersucht. 86 konsekutiv behandelte depressive Patienten hatten auf vier bis sieben Antidepressiva nicht angesprochen. Ihr Wert auf der Hamilton Rating Scale for Depression (HRSD) mit 24 Items lag bei 26 – 27 Punkten.
Alle unterzogen sich mind. acht Sitzungen einer MST über dem Frontalkortex: Zweibis dreimal pro Woche erhielten 24 Patienten eine hochfrequente MST (100 Hz), 26 eine mittel- (50/60 Hz) und 36 eine niederfrequente MST (25 Hz). Vor, während und nach der Therapie wurde die Depressivität anhand der HRSD-24 und die Kognition mittels einer neuropsychologischen Testbatterie beurteilt.
 
Hoch- vs. niederfrequente MST
Protokollgemäß beendeten 47 der 86 Patienten die Studie regulär, indem sie entweder alle 24 MST-Stimulationen erhielten (n = 30) oder aber nach HRSD eine Remission, d. h. einen Score < 10 und eine relative HRSD-Reduktion von > 60 % des Ausgangswertes an zwei aufeinanderfolgenden Visiten, erreichten (n = 17).
Die Hochfrequenz-MST führte mit 10 von 24 Patienten (41,7 %) zur höchsten Response- Rate und mit 8 von 24 (33,3 %) zur höchsten Remissions-Rate. Die entsprechenden Quoten lagen unter der mittelfrequenten MST bei 26,9 % bzw. 19,2 % und unter der niederfrequenten MST bei 33,3 % bzw. 11 %. Eine Remission erfolgte im Mittel nach 14 bis 15 Sessions.
Die meisten kognitiven Parameter der Patienten blieben stabil. Eine Ausnahme bestand in einer signifikanten und relevanten Verschlechterung im Autobiographical Memory Interview Short Form (AMI-SF) um 19 %, eine andere in einer signifikanten Verbesserung im Erinnern und im Summenscore der Brief Visuospatial Memory Test-Revised (BVMT-R). HL
Quelle: Daskalakis ZJ et al.: Magnetic seizure therapy (MST) for major depressive disorder. Neuropsychopharmacology 2020; 45(2): 276-82

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