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"Verrückt!" – Scheinmedikamente wirken sogar bei bewusster Einnahme
Zu einem erstaunlichen Ergebnis kamen Freiburger Forscher:innen: Scheinmedikamente funktionieren auch ohne Täuschung. Die Patient:innen der in ihre Metaanalyse eingeschlossenen Studien waren vorab informiert, d.h. die Tabletten wurden offen als Placebo verabreicht. Die Studie erschien am 16. Februar 2021 im Open-Access-Journal Scientific Reports der Nature-Gruppe.
Als Scheinmedikamente ohne pharmakologische Wirkstoffe kommen Placebos in klinischen Studien häufig als Vergleichsgröße zum Einsatz. Dass sie überraschend starke Effekte erzielen können, selbst wenn die Studienteilnehmer*innen das Placebo wissentlich einnehmen, konnten Wissenschaftler*innen aus dem Department für Psychische Erkrankungen des Universitätsklinikums Freiburg nun wissenschaftlich belegen. Der systematische Vergleich von 13 Studien mit insgesamt 834 Teilnehmer:innen zeigte einen signifikanten Effekt bewusst eingenommener Placebos, solange diese von zusätzlichen Informationen flankiert wurden.
„Die bewusste Einnahme eines Placebos mag zwar etwas verrückt erscheinen, aber sie hat in diesen Studien gewirkt – und damit die gezielte Täuschung der Patient:innen unnötig gemacht“, sagt Prof. Dr. Stefan Schmidt, Leiter der Sektion Systemische Gesundheitsforschung an der Klinik für Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg. „Dass Placebos ohne pharmakologisch aktive Substanzen das Geschehen im Gehirn oder den Hormonhaushalt beeinflussen und erstaunliche Therapieerfolge erzielen können, wussten wir seit langem“, so Schmidt. Bisher wurde die Wirkung der Placebos jedoch der Erwartung der Patient*innen an ein aktives Medikament zugeschrieben. Neuere klinische Studien lieferten jedoch erste Hinweise, dass die Täuschung über den fehlenden Inhalt des Placebos unnötig sein könnte.
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