Schmerzen sind physiologisch ein Warnsignal des Körpers, sodass eine erhöhte Alarmbereitschaft und Fokussierung auf das schmerzauslösende Ereignis eigentlich natürliche Schutzmechanismen unseres Körpers sind. Zu diesem Zweck müssen verschiedene Gehirnareale miteinander verbunden werden, um untereinander kommunizieren, Informationen austauschen und angemessen reagieren zu können. Je nach Auslöser des Schmerzes können hierbei bestimmte Areale aktiviert werden. Viele Studien konnten bereits zeigen, dass eine stärkere Wahrnehmung von Schmerzen mit einer erhöhten zerebralen Aktivität assoziiert ist.
Aktuelle Erkenntnisse
Eine aktuelle Studie hat sich nun mit den Vorgängen bei der bisher noch wenig erforschten Schmerzlinderung beschäftigt. Hierfür wurde 20 gesunden Probanden für 40 sec ein schmerzhafter Kältereiz gesetzt und ihre Gehirnaktivität währenddessen durch funktionelle Magnetresonanztomographie sichtbar gemacht. Die Probanden durchliefen mehrere Durchgänge, in denen sie vorgegebene Strategien nutzen sollten, um ihre subjektive Schmerzempfindung abzuschwächen. Es wurden insgesamt drei verschiedene kognitive Interventionsprogramme zur Schmerzabschwächung verwendet: (1) rückwärts runterzählen, (2) Visualisierung eines sicheren Ortes und (3) die Neubewertung des Schmerzes als wenig schmerzhaft. Anschließend mussten die Probanden ihren jeweils empfundenen Schmerz subjektiv bewerten. Es konnte hierbei zum einen eine signifikante Reduktion der subjektiven Schmerzempfindung durch alle drei Interventionsstrategien im Vergleich zum Durchlauf ohne Intervention und dem reinen Schmerzempfinden festgestellt werden. Am erfolgreichsten zeigte sich die Methode des Rückwärtszählen in 7er-Schritten, bei dem anscheinend am meisten Konzentration gebraucht wurde und der Fokus stark vom Schmerzreiz auf die gestellte Aufgabe verschoben wurde. Zusätzlich konnte eine erhöhte funktionale Konnektivität während der Schmerzabschwächung gezeigt werden. Durchläufe mit starken Schmerzempfindungen waren insgesamt mit einer geringen zerebralen Konnektivität verbunden, weniger schmerzhaft beurteilte Durchgänge hingegen mit einer signifikant stärker ausgeprägten kortikalen Konnektivität. Interessanterweise konnte gezeigt werden, dass Areale, welcher klassischerweise mit der Schmerzwahrnehmung assoziiert werden, z. B. die Inselrinde und der Gyrus cinguli, besonders aktiv bei der effektiven Schmerzhemmung und verminderten subjektiven Schmerzwahrnehmung waren. Eine Hypothese wäre hierbei die aktive Unterdrückung von Arealen, welche zur Schmerzverarbeitung beitragen, durch die funktionale Konnektivität. Aufwendige Analysen der Daten konnten einige signifikante Verbindungen zwischen Gehirnarealen finden. Hierzu zählt v. a. die Inselrinde, der rechte und linke Temporallappen, der linke parietale Kortex und visuelle Regionen in okzipito-temporalen Arealen. Die meisten Verbindungen hatte die rechte mittlere Inselrindenregion. Die angesprochenen Areale müssen notwendigerweise eine höhere Verbundenheit aufweisen, um die kognitive Aufgabe entsprechend ausführen zu können.
Die Übertragbarkeit der Ergebnisse in das klinische Setting bleibt aktuell noch abzuwarten. Denkbar wäre z. B. eine Anwendung der kognitiven Interventionsstrategien bei chronischen Schmerzpatienten.