Ernährung macht den Unterschied

Naturmedizin 4/2020

Vegetarier: Eher schlank und zurückhaltend

Wissenschaftlerinnen des Max-Planck- Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften kamen durch eine groß angelegte Studie zu eindeutigen Ergebnissen bezüglich vegetarischer Ernährung.
Kommentar
Frühere Studien legten nahe, dass Vegetarier neurotischer seien als Fleischesser. Die aktuelle Studie fand diese Assoziation nicht.
Je weniger tierische Produkte man zu sich nimmt, desto geringer ist der Body- Mass-Index und desto weniger neigt man zu Extrovertiertheit. An der Studie am Max-Planck-Institut für Kognitionsund Neurowissenschaften (MPI CBS) in Zusammenarbeit mit dem Uniklinikum Leipzig wurde an knapp 9.000 Personen untersucht, wie die vegetarische Ernährung mit dem Körper und der Psyche zusammenhängt – unabhängig von Alter, Geschlecht und Bildungsstand. Dabei zeigte sich: Je seltener der Anteil tierischer Nahrung auf dem Speiseplan einer Person ist, desto geringer ist im Schnitt ihr Body-Mass-Index (BMI) und damit ihr Körpergewicht. Eine Ursache dafür könnte der geringere Anteil an stark verarbeiteten Lebensmitteln in der pflanzlichen Ernährung sein. „Dick machen vor allem übermäßig fett- und zuckerreiche Produkte. Sie regen den Appetit an und zögern das Sättigungsgefühl hinaus. Verzichtet man auf tierische Nahrungsmittel, nimmt man im Schnitt weniger solcher Produkte zu sich“, erklärt Evelyn Medawar, Erstautorin der zugrunde liegenden Publikation, die jetzt im Fachmagazin Nutrients erschienen ist. Zudem: Vegetarische Lebensmittel enthalten Ballaststoffe und wirken sich positiv auf das Mikrobiom im Darm aus. Auch dadurch könnten sie früher satt machen als solche aus tierischen Zutaten. „Menschen, die sich vorwiegend pflanzlich ernähren, nehmen daher womöglich weniger Energie auf“, fügt Medawar hinzu. Neben einem veränderten Sättigungsgefühl könnten zudem Lebensstilfaktoren wie mehr Sport und ein höheres Gesundheitsbewusstsein eine entscheidende Rolle spielen. Für den BMI scheint es dabei auch einen Unterschied zu machen, von welchen tierischen Produkten sich eine Person ernährt. Sind es vorwiegend sogenannte primäre Tierprodukte, das heißt Fleisch, Wurst und Fisch, hat sie meist einen höheren BMI als jemand, der vorranging sekundäre Tierprodukte isst, also Eier, Milch, Milchprodukte, Käse und Butter. In ersterem Falle ist der Zusammenhang statistisch signifikant. Was das für die Ernährung bedeuten könnte, macht Medawar an einem Beispiel fest: „Dass eine Person einen 1,2 Punkte niedrigeren BMI hatte, bedeutete im Durchschnitt, dass sie auf bestimmte tierische Produkte ganz verzichtete, also etwa die primären, und sich vegetarisch ernährte. Oder dass sie zwar auch weiterhin Fleisch und Fisch aß, diese dafür aber insgesamt seltener.“ Ob letztlich die Ernährung die Ursache für ein geringeres Körpergewicht ist oder andere Faktoren dafür verantwortlich sind, lässt sich anhand der Daten nicht sagen. Aufschluss darüber soll nun eine Folgestudie in Zusammenarbeit mit dem Uniklinikum bringen.
 
Persönlichkeit und Ernährung
Je weniger Fleisch gegessen wird, desto weniger extrovertiert ist ein Mensch. Diesen Zusammenhang konnten die Forscherinnen klar herausarbeiten. Woran das liegt, ist allerdings nicht zu erklären.
„Es könnte daran liegen, dass introvertiertere Personen eher zu restriktiverem Essverhalten neigen oder sich aufgrund ihres Essverhaltens stärker sozial abgrenzen.“ Auch hier müssten weitere Studien dazu folgen, wie sich Menschen mit den Eigenschaften ihrer Ernährung identifizierten. Einen Zusammenhang zwischen neurotischem Verhalten und Vegetarismus fanden die Wissenschaftlerinnen entgegen früheren Studien nicht. Auch der Zusammenhang von Depressionen und pflanzlicher Ernährung konnte nicht hergestellt werden.
Quelle: Medawar E et al.: Less animal-based food, better weight status: Associations of the restriction of animal-based product intake with body-mass-index .../ Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts vom 12. Juni 2020. Nutrients 2020, 12(5), 1492; https://doi.org/10.3390/nu12051492

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