Human Factor

Naturmedizin 6/2020

Training zwischenmenschlicher Fähigkeiten ist wichtig!

Das Training von zwischenmenschlichen Fähigkeiten, sogenannten Human Factors, spielt in der Ausbildung und in den Kliniken immer noch eine untergeordnete Rolle. Darauf macht die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) anlässlich des Welttages für Patientensicherheit am 17. September 2020 aufmerksam.
Experten zufolge gehen 70 % der Zwischenfälle in der Medizin auf einen Mangel an kognitiven und zwischenmenschlichen Fertigkeiten zurück. „Arbeiten unter Zeitdruck führen in jedem Tätigkeitsfeld zu einer erhöhten Fehlerquote“, sagt Human-Factors-Experte Martin Egerth von Lufthansa Aviation Training Switzerland AG. Es gibt jedoch Strategien, mit deren Hilfe sich Häufigkeit und Fehlerketten reduzieren lassen. Schon vor Jahren haben sich DGOU und LAT zusammengeschlossen, um die Sicherheitskultur in der Medizin nachhaltig zu verbessern. „Von- und miteinander lernen mit der Erfahrung aus der Luftfahrt“ heißt die Idee, die hinter dem noch jungen Kursformat „IC - Interpersonal Competence Training“ steht. Auch wenn Parallelen nicht offensichtlich sind, haben Piloten und medizinisches Fachpersonal einiges gemeinsam: Beide haben das Leben von Menschen in der Hand. „In der Luftfahrt gehören Human Factors Trainings inzwischen zur Routine. Eine ähnliche Entwicklung wollen wir in der Medizin anstoßen“, sagt Diplom-Psychologe Egerth. Das in der Luftfahrt bewährte Human-Factors-Training wurde von Piloten, Psychologen und Ärzten für die Medizin weiterentwickelt. Es steht inzwischen für alle medizinischen Berufsgruppen und Fächer zur Verfügung. Die Trainings werden von jeweils einem Mediziner und einem Human-Factors-Experten von LAT geleitet. Sie zeigen Ärzten und Pflegenden anhand von Beispielen aus dem medizinischen Alltag, wie sie in kritischen Momenten richtig mit Kollegen und Patienten kommunizieren und wie sie trotz hoher Arbeitsbelastung ihre Handlungssicherheit und Entscheidungsfähigkeit stärken. „Auch ein junger Assistenzarzt muss das Recht haben, einem erfahrenen Ober- oder Chefarzt eine kritische Nachfrage zu einem Behandlungsfall oder Vorgehen zu stellen, ohne Repressalien zu befürchten“, sagt Egerth. „Die offene Kultur, wie sie die Luftfahrt heute hat, ist in der Medizin noch nicht vorhanden. Je besser ein Team miteinander kommuniziert und agiert, desto seltener werden Fehler. Das lässt sich trainieren“, sagt Human-Factors-Trainer und DGOU-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Bertil Bouillon.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.: Pressemeldung Susanne Herda. 2020. IDW

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