Naturmedizin 2/2018

Schwerpunkt Magen- Darm

Häufig liegt ein langer Diagnose- und Leidensweg hinter Patienten mit rezidivierender oder chronischer Gastritis. Werden keine Ulzera, Lymphome oder schlimmstenfalls Karzinome des Magens diagnostiziert, wird meist symptomatisch mit PPI therapiert. Doch dies empfinden manche Patienten nicht als dauerhafte, kausale Lösung. Erstens werden PPI nicht immer vertragen, zweitens ist nicht jede Typ-C-Gastritis bzw. jede HP-negative Gastritis immer (nur) auf eine verstärkte Säureproduktion zurückzuführen.
Zur Planung einer individuellen Therapie muss festgestellt werden, ob es sich um eine hyperazide Gastritis oder eine atrophische Gastritis (Hypazidität) handelt oder ob eher Motilitätsstörungen im Vordergrund stehen. Auch die psychosomatische Komponente will bedacht werden. Allein aus diesen Erwägungen geht hervor, dass ein gemeinsames Hauptziel ganzheitlicher Therapien ist, ein gestörtes Gleichgewicht wiederherzustellen.
 

 

Hyperazide Gastritis und Hypazidität

 
Neben Nausea und manchmal auch Vomitus sind Oberbauchschmerzen die typischen Symptome einer Gastritis. Begleitendes Sodbrennen aber deutet auf eine Hyperazidität hin. Ein weiteres Indiz ist, dass PPI hier die Beschwerden lindern. Zu den auslösenden Noxen zählen Stress, Alkohol, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Medikamente wie Salizylate und NSAR, Traumata und eine gestörte Vagusfunktion.
Es herrscht ein Ungleichgewicht zwischen aggressiven Faktoren wie Magensäure, Pepsin und exogenen Noxen und defensiven Faktoren wie Magenschleim, Schleimhautbarriere, Mikrozirkulation und Prostaglandinen. Aus neurovegetativer Sicht kommt es dadurch zur Blockierung der vegetativen Regulation mit der Folge der pathologischen gastralen Hypomotilität und eines pathologischen gastroduodenalen Gallerefluxes (neurogene Entzündung, 3). Bei der chronischen Gastritis finden sich Schleimhautveränderungen aller Grade, als Endstadium gilt die chronisch-atrophische Gastritis (4). Daraus geht hervor, dass der Übergang von Hyperazidität zu Hypazidität fließend ist.
Davon unterschieden werden muss die atrophische Gastritis, die meist ohne vorangegangene Hyperazidität bei älteren Menschen vorkommt. Hier herrschen Inappetenz, Völlegefühl und teilweise auch Schmerzen vor. PPI lindern die Beschwerden nicht.
 
Helicobacter pylori
 
Bei durch HP-ausgelösten Ulzera des Magens oder Duodenums hat die antibiotische Therapie eine hohe Erfolgsrate und ist damit die Therapie der Wahl (1). Aber nicht immer ist eine endgültige Eradikation des Hauptauslösers Helicobacter pylori möglich, bzw. Beschwerden persistieren auch nach der antibiotischen Therapie.
Eine Wirksamkeit gegen H. pylori wurde u. a. festgestellt für Grünen Tee, Chamomilla recutita (Echte Kamille), Rosmarinus officinalis (Rosmarin) und Liquiritiae radix (Süßholzwurzel) (5, 6, 7, 8) sowie für Agrimonia eupatoria (Gemeiner Odermennig), Hydrastis canadensis (Kanadische Orangenwurzel), Filipendula ulmaria (Echtes Mädesüß) und Salvia officinalis (Echter Salbei) (13).
Eine Arbeit aus dem Jahr 2017 zeigt, dass das ätherische Öl der Rinde des äpyptischen Cinnamomum glanduliferum (Drüsiger Kampferbaum) Wirksamkeit gegen das Bakterium aufweist (9). Zwei Studien, eine von 2016, eine von 2017, sehen in einer Mischung aus Satureja hortensis (Sommer-Bohnenkraut) und Origanum vulgare subsp. hirtum (Griechischer Oregano) großes Potenzial (11, 12). Weitere ätherische Öle mit Wirkung auf Helicobacter pylori: Apum nodiflorum (Knotenblütiger Sellerie), Mastix (Pistacia lentiscus), Myrtus communis (Myrte), Coriandrum sativum L. (Echter Koriander), Ocimum basilicum L. (Europäisches Basilikum) und Thymus vulgaris (Echter Thymian). Auch Schwarzkümmelöl scheint eine ausgeprägte Wirksamkeit zu besitzen, besonders gegen multiresistente Keime (14). Thymian, Oregano, Salbei, Basilikum – all diese Kräuter wachsen auch auf dem heimischen Balkon.
 
Protonenpumpeninhibitoren und Mikronährstoffe
 
PPI hemmen die Magensäuresekretion, um die Tunica mucosa gastrica zu schützen. Aber die Resorption vieler Mikronährstoffe ist pH-abhängig. Bei langfristiger Einnahme ist die Aufnahme der Mikronährstoffe Calcium, Vitamin D, Vitamin C, Eisen, Zink, Magnesium, Vitamin B12 und Folsäure vermindert (2). Gerade im Hinblick auf Osteoporose, Nervenstörungen und Infektanfälligkeit sollte dies bedacht werden. Eine parenterale Gabe dieser Mikronährstoffe kann bei nachgewiesenem Mangel sinnvoll sein.
 
Anamnese und weitere Diagnostik
 
Die Betrachtung der Lebensumstände und Wünsche des Patienten steht an vorderster Stelle einer jeden ganzheitlichen Therapie. Im Gespräch nimmt der Arzt eine aktive Zuhörerrolle ein, ohne zu bewerten. Meist zeigen sich im behutsam geführten Gespräch schon die wichtigsten Ansatzpunkte. Die erforderlichen diagnostischen Möglichkeiten sollten selbstverständlich vorab genutzt worden sein, um schwerwiegende Pathologien auszuschließen. Aus ganzheitlicher Sicht sollten aber auch bedacht bzw. erhoben werden:
  • Blockierung der Wirbelgelenke, besonders mittlere BWS
  • unbekannte Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen
  • Mikronährstoffmängel
  • Mikrobiologische Untersuchung bezüglich eines Maldigestions-Syndroms: Florastatus, Verdauungsrückstände, Pankreas-Elastase, Gallensäuren, Calprotectin, Lactoferrin, a-1-Antitrypsin
  • Störfelder: Oberbauchnarben, Nabel, Nabelpiercing

Selbstfürsorge

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