Mikrobiom

Naturmedizin 3/2020

Schutzfunktion vor Krebs?

Ein Forschungsteam der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel weist am Beispiel des Süßwasserpolypen Hydra eine ursächliche Rolle bestimmter Mikroorganismen bei der Entstehung von Tumoren nach. Spielt neben den bisher bekannten Krankheitserregern auch das Mikrobiom eine Rolle bei der Krebsentstehung?
Die Kieler Studie zeigte, dass nach einer umweltbedingten Störung der normalen Bakteriengemeinschaft das Gewebe eines Wirtslebewesens von Bakterien aus der Umwelt besiedelt werden kann. Der Kontakt mit dort bereits vorhandenen Mikroben führt dann zur Bildung von Faktoren, die eine Tumorentstehung auslösen können.
Auf dem Foto links sieht man, wie die Besiedlung eines gesunden Individuums der Art Hydra oligactis (links) mit einer fremden Bakterienart (im Kreis) aus der Gruppe der Spirochäten zum Wachstum von Tumoren (rechts) führt.
 

Der Leiter der Kieler Zell- und Entwicklungsbiologie Professor Thomas Bosch betont: „Die neuen Forschungsergebnisse zeigen, dass ein wichtiger Aspekt bei der Krebsentstehung im Kontext der mikrobiellen Wechselwirkungen zu suchen ist.“ In diesen Erkenntnissen liegt eine vielversprechende Perspektive, denn die Schutzfunktion des Mikrobioms könnte sich in Zukunft möglicherweise nutzen lassen: „Die mikrobielle Besiedlung des Körpers pendelt sich im Normalfall in einem Gleichgewicht ein und schirmt den Organismus vor schädlichen Einflüssen ab, potenziell auch vor krebserregenden“, sagt Bosch. „Künftige Forschung wird zeigen, ob sich diese Fähigkeit des Mikrobioms zur Aufrechterhaltung einer gesunden Barriere, die den Körper vor der Besiedlung mit schädlichen Mikroorganismen schützt, möglicherweise auch zur Prävention von Krebserkrankungen nutzen lässt“, so Bosch weiter.

Quelle: Rathje K. et al.: Dynamic interactions within the host-associated microbiota cause tumour formation in the basal metazoan Hydra. 2020. PLOS Pathogens

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