Deutsche Herzstiftung

Naturmedizin 4/2021

Risiko Tattoo: Infektion, Allergie und Langzeitfolgen

Mindestens jeder fünfte Bundesbürger ist tätowiert, schätzt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Doch auch wenn Tattoos inzwischen alltäglich erscheinen: Harmlos sind die Farbinjektionen nicht. Allergien und Langzeitfolgen drohen und Komplikationen können eine Herzentzündung auslösen. Die Herzstiftung informierte über Tätowierungen und wer darauf verzichten sollte.
Bei 0,5 bis 6 % aller Tätowierten kommt es epidemiologischen Studien zufolge zu einer Infektion – mit mehr oder weniger schweren Folgen. Schwerwiegend können die Auswirkungen für Herzpatient:innen sein. „Besonders leicht befallen die auf solche Weise eingeschleppten Bakterien erkrankte oder operierte Herzklappen”, sagt Prof. Dr. med. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung.
 
Wie Infektionen das Herz gefährden
Problematisch wird es, wenn Krankheitserreger wie Streptokokken, Pilze, Herpesoder Papillomaviren in die Wunde gelangen. Die Folge ist eine zunächst örtlich begrenzte Entzündung, die häufig nicht bemerkt wird und gelegentlich spontan abheilt. Gelangen die Keime über Blut und Lymphwege in tiefere Hautschichten, entstehen schwere eitrige Entzündungen, beispielsweise ein Abszess. Noch dramatischer sind die Folgen, wenn die Keime in die großen Blutbahnen verschleppt werden. „Im Herzen entsteht dann eine sogenannte Endokarditis, eine meist von Bakterien ausgelöste Entzündung der Herzinnenhaut“, erklärt Meinertz.
 
Tätowierfarben als Allergieauslöser
Tätowierungen bergen noch weitere Risiken: Das bunte Spektrum von Chemikalien kann unter anderem schwere allergische Reaktionen hervorrufen. Vor allem rote Farbpigmente, aber auch Nickel, Chrom, Mangan und Formaldehyd sind als Allergieauslöser bekannt. In den meisten Fällen bleiben die Allergien lokal begrenzt, lösen Rötungen, Juckreiz und Brennen aus. In der Folge entstehen häufig Verhärtungen und Knötchen, die schwer zu behandeln sind. In seltenen Fällen kann eine Allergie mit einem anaphylaktischen Schock enden, einer hochgradig lebensbedrohlichen Situation mit Kreislaufversagen und einer Verkrampfung der Atemwege.
Zur eigenen Sicherheit sollten folgende Personen auf Tattoos verzichten:
• Patient:innen mit angeborenen Herzkrankheiten
• Menschen mit Erkrankungen der Herzklappen
• Betroffene mit einem erhöhten Risiko für eine Entzündung der Herzinnenhaut
• Allergiker:innen mit vielen verschiedenen Allergien
• Betroffene mit Schuppenflechte und anderen, über den ganzen Körper verbreiteten Hautkrankheiten
 
Langzeitfolgen noch unklar
Wenig bekannt ist bislang, wie sich Tätowierungen langfristig im Körper auswirken. Eine Untersuchung des Bundesinstituts für Risikobewertung von 2017 ergab, dass sich ein Großteil der Pigmente in den nächstgelegenen Lymphknoten ablagert. Winzige Nanopartikel können sich aber auch über Blut- und Lymphbahnen im ganzen Körper verbreiten. Wie sie dort verstoffwechselt werden, ist bislang wenig erforscht.
Übrigens: Auch das Entfernen eines Tattoos ist nicht unproblematisch. Trotz Lasertechnik bleiben bei der Beseitigung Narben und Farbreste zurück. Beim Zerfall der Farbpigmente entstehen neue, teils gesundheitlich bedenkliche Verbindungen, von denen einige als toxisch oder krebserregend gelten. Besonders bei ausgedehnten Tattoos kann es daher vernünftiger sein, das Tattoo zu belassen, als es mit großem Aufwand zu entfernen.
Quelle:

Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung, Michael Wichert

Meinertz T.: Problempunkte. Sind Tätowierungen ein Gesundheitsrisiko?

Deutsche Herzstiftung (Hg.), HERZ heute - Zeitschrift der Deutschen Herzstiftung, Ausg. 1/2021, Frankfurt am Main 2021

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