Aktuelles vom Fortbildungskolleg

Praxis-Depesche 9-10/2021

Praxistipps zu Typ-2-Diabetes, Eisenmangel und oberflächlichen Venenthrombosen

Fortbildungen für Hausärzte werden regelmäßig bei den Veranstaltungen des Fortbildungskollegs angeboten. Im Mittelpunkt der Online-Veranstaltung vom Juli 2021 standen relevante Krankheitsbilder der täglichen Praxis.
Insulin bei Typ-2-Diabetes: Tipps & Tricks
Ein Typ-2-Diabetes ist durch einen progredienten Verlauf gekennzeichnet, der HbA1c-Wert nach wie vor der wichtigste Parameter für die Verlaufskontrolle sowie für eine Beeinflussung der modifizierbaren Risikofaktoren, leitete Dr. Stefan Gölz, Esslingen, seinen Vortrag zu Tipps & Tricks in der Insulinbehandlung ein. Eine Kombination von Medikamenten mit unterschiedlichen therapeutischen Angriffspunkten habe besondere Vorteile bei der Reduktion kardiovaskulärer Begleitkomplikationen, eine rechtzeitige Kombination mit Insulin sei für die Vermeidung von Nebenwirkungen günstiger als die Gabe von Maximaldosierungen einzelner Präparate. Die Fixkombination iGlarLixi aus einem Basalinsulin (Insulin glargin 100 E/ml) und einem GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1- RA; Lixisenatid 33 μg/ml) ist eine gute Option für Patienten mit Typ-2-Diabetes, die unter einem Basalinsulin (> 30 Einheiten/ Tag) mit oralen Antidiabetika ihren HbA1c- Zielwert nicht erreichen. iGlarLixi ermögliche eine individuelle Einstellung entsprechend den Bedürfnissen des Patienten, die Therapie gemäß der Fachinformation beginne immer mit 30 Dosisschritten pro Tag. Die Dosierung erfolgt danach individuell auf Basis des klinischen Ansprechens, die Titration wird anhand des Insulinbedarfs des Patienten vorgenommen. Sollte die Insulintherapie trotz deutlicher Dosissteigerung nicht zum gewünschten Erfolg führen, liegen häufig technische Probleme vor wie falsche Nadellänge nach Nadelwechsel, ein Insulinrückfluss aufgrund einer falschen Injektionstechnik oder Lipodystrophien aufgrund der suboptimalen Spritztechnik. Jedoch sollte man den Patienten auch nach seinem Tagesablauf, den Essgewohnheiten sowie seiner Aktivitäten befragen. VW
 
Dr. Stefan Gölz: „Tipps & Tricks beim stadiengerechten Einsatz von Insulin bei Typ-2-Diabetes“
 
Update Eisenmangel 2021
Frauen sind in dem Lebensabschnitt von der Pubertät bis zur Menopause generell wesentlich häufiger von Eisenmangel betroffen als Männer, was vor allem durch die Blutverluste während der Menstruation zu erklären ist. Aber auch Diäten, Fehl- und Mangelernährung (auch Ess-Störungen) sind häufige Ursachen für diverse Krankheitsbilder, unter anderem auch für Blutarmut. Bei Männern und postmenopausalen Frauen, die nicht in eine Eisenmangel-Risikogruppe fallen, sollten laut DGHO weiterführende körperliche Untersuchungen erfolgen, um abzuklären, ob eventuell innere Blutungen vorhanden sind. Frauen mit Hypermenorrhoe könnten mit ihrem Frauenarzt besprechen, ob Maßnahmen zur Behandlung ihrer verstärkten Menstruationsblutung für sie in Frage kommen. Gleichzeitig empfiehlt es sich, die Ernährung auf eine möglichst eisenreiche, aber trotzdem ausgewogene Kost umzustellen. Da dies durch eine geschickte Lebensmittelauswahl und -kombination nur bis zu einem gewissen Grad machbar ist, wird häufig noch zusätzliches Eisen benötigt. „Laut Empfehlungen der DGHO zur oralen Eisentherapie liegt die Anfangsdosis bei 50 bis 100 mg Fe2+ pro Tag, bei Vorliegen von Blutungen können höhere Dosen erforderlich sein“, erklärte Prof. Peter Nielsen, Hamburg. Die Einnahme sollte möglichst nüchtern, mindestens eine halbe bis eine Stunde vor oder nach dem Essen erfolgen. Die bekannte Magenunverträglichkeit von Eisen könne gelindert werden durch die Wahl eines Präparates, welches das Eisen nicht schon im Magen, sondern erst im Darm freisetzt, sowie notfalls durch die gleichzeitige Einnahme des Eisens mit einer Mahlzeit. Eine intravenöse Eisentherapie sei nur die zweite Wahl, hier sei die potenzielle Gefahr einer allergischen Reaktion zu beachten. VW
 
Prof. Peter Nielsen: „Update Eisenmangel 2021 – Tipps für Diagnostik und Therapie“
 
Real-World-Daten zum OVT-Management
Oberflächliche Venenthrombosen (OVT) werden oftmals unterschätzt, dabei sind sie genauso häufig wie tiefe Venenthrombosen (TVT). Die Evidenz ist rar, bislang gibt es nur eine aussagekräftige große RCT-Studie (CALISTO). Die aktuellen Daten zeigen, dass frühere venöse Thromboembolien (39 %), frühere OVT (30 %), Varikose (75 %), Hormonersatz/ Kontrazeption (10 %) und Tumorerkrankungen (7 %) die häufigsten dispositionellen Risikofaktoren für eine OVT sind. Circa 95 % der Patienten erhielten eine medikamentöse Therapie, wobei 60 % der Patienten Fondaparinux, 30 % Heparine und < 5% NOAK verordnet bekamen. Knapp zwei Drittel der Patienten wurden von ihrem behandelnden Arzt als geheilt, 30 % als gebessert und 8 % als unverändert oder verschlechtert eingestuft; 6,9 % entwickelten eine symptomatische VTE. Wichtigste Risikofaktoren für thromboembolische Komplikationen waren eine Ausdehnung der OVT ≥ 20 cm und frühere Thromboembolien. Dr. Horst Gerlach, Viernheim, erinnerte in diesem Zusammenhang an die Forderung in der deutschen Leitlinie zur OVT: „Jeder Verdacht auf eine oberflächliche Venenthrombose in der Vena saphena magna oder parva bzw. deren akzessorische Venen sollte sonographisch abgeklärt werden, um die tatsächliche Ausdehnung des Prozesses festzustellen. Dabei kommt es auf die Gesamtlänge des Thrombus und auf den Abstand des proximalen Thrombusteils zur Einmündung in das tiefe Venensystem an.“ In der Registerstudie kamen zur Diagnosestellung die Duplex- oder Kompressionssonographie (87 % bzw. 68 %) zum Einsatz, bei 31 % der Patienten wurden D-Dimere gemessen. VW
 
Dr. Horst Gerlach: „Oberflächliche Venenthrombose, eine unterschätzte Erkrankung – neueste Daten aus dem INSIGHT‘s Register
ICD-Codes: E61.1 , I82.9

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