Die Mistel

Gyn-Depesche 3/2001

Porträt einer Pflanze

Die Mistel ist seit vielen Jahren Bestandteil in der ganzheitlichen Krebstherapie. Immunstimulierende und tumorwachstumshemmende Wirkungen werden ihr zugesprochen. Als Hauptinhaltsstoffe gelten die Lektine ML-I, -II und -III. Die vorliegende Arbeit bietet einen Überblick über die neuesten Ergebnisse der Mistel-Forschung.

Mistelpräparate kommen als adjuvante Behandlung neben den zwei Säulen der modernen Tumortherapie - radikal chirurgische Tumorentfernung sowie Chemotherapie bzw. Bestrahlung - zum Einsatz. Darüber hinaus werden Mistel-Extrakte in der Krebsnachsorge eingesetzt. Die biologische Hauptwirkung der Mistel erfolgt über die Mistel-Lektine. Die B-Kette des Mistel-Lektinmoleküls hat rezeptorbindende Eigenschaften und vermittelt die Aufnahme des Gesamtmoleküls ins Innere der Tumorzelle. Dort spaltet sich das Lektin-Molekül in zwei Teile. Die A-Kette des Moleküls mit enzymatischen Eigenschaften spaltet die ribosomale RNA der Krebszelle und blockiert die Proteinsynthese der Zelle. Damit sorgt sie für eine Unterbrechung ihrer genetisch determinierten Produktionsprozesse. In Abhängigkeit von der Lektin-Konzentration erfolgt das Absterben der Krebszelle durch Nekrose oder Apoptose. Des weiteren erfolgt eine unspezifische Immunreaktion: Aktivierung des körpereigenen Immunsystems zur Beseitigung der Krebszell-Trümmer, Verhinderung eines weiteren Wachstums von Malignomzellen. Ziel der Pharmaforschung war es, rekombinantes Mistel-Lektin herzustellen, das mit optimierten rezeptorspezifischen und enzymatischen Qualitäten ausgestattet ist und noch gezielter zur Zerstörung der Tumorzellen eingesetzt werden kann. Durch Isolierung des Mistel-Lektingens und Inkorporation in E.-coli-Bakterien ist es inzwischen gelungen, das rekombinante Mistel-Lektin gentechnisch herzustellen. Dieses zeigt vergleichbare Glykosylierungs-Eigenschaften wie das Mistel-Lektin-I, d. h., die zytotoxischen Eigenschaften und die Potenz, Zytokine aus immunkompetenten Zellen freizusetzen, sind entsprechend. Neueste Forschungen konnten bestätigen, dass Dosismengen von wenigen Billionstel Gramm des rekombinanten Mistel-Lektins ausreichen, um den Untergang der Krebszellen herbeizuführen.

Quelle: Döring B.: Die Mistel - Portrait einer Pflanze, Zeitschrift: ÄRZTEZEITSCHRIFT FÜR NATURHEILVERAHREN, Ausgabe 42 (2001), Seiten: 117-121

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