Narkolepsie-Langzeitstudie Harmony III

Neuro-Depesche 11-12/2019

Pitolisant ist anhaltend sicher, die Responderrate hoch

Das orale Pitolisant ist das einzige für die Therapie der Narkolepsie mit oder ohne Kataplexie zugelassene Medikament. Zur langfristigen Sicherheit und Wirksamkeit des Histamin-H3-Rezeptor-Antagonisten/inversen Agonisten des Histamin-H3-Rezeptors bei Erwachsenen wurde jetzt die Harmony-III-Studie publiziert. Nur wenige Patienten schieden nebenwirkungsbedingt aus – und zwei Drittel der kontinuierlich behandelten Patienten sprachen auf Pitolisant an.
Für die einarmige offene Studie Harmony III wurden in sieben Zentren in Frankreich und einem in Ungarn 102 Erwachsene mit Narkolepsie-Diagnose und einer relevanten Tagesschläfrigkeit (Wert der Epworth Sleepiness Scale [ESS] ≥ 12) rekrutiert. 75 von ihnen litten unter einer Kataplexie.
Nach einer vierwöchigen Titrationsperiode wurden die Patienten bis zu ein Jahr lang einmal täglich mit bis zu 40 mg Pitolisant behandelt. 73 von ihnen erhielten das Medikament zum ersten Mal. Die gleichzeitige Einnahme von Methylphenidat, Modafinil, Venlafaxin, Natriumoxybat etc. war erlaubt. Primärer Endpunkt war die Sicherheit und Verträglichkeit, sekundäre Endpunkte umfassten u.a. Veränderungen der Tagesschläfrigkeit nach ESS und der Kataplexie.
68 Patienten, darunter 51 mit Kataplexie, durchliefen den gesamten zwölfmonatigen Behandlungszeitraum, unter ihnen erhielten 29 (43%) Pitolisant als Monotherapie. Insgesamt 34 Patienten (33,3%) beendeten die Studie vorzeitig, zumeist (19,6%) wegen unzureichender Wirksamkeit, selten (10,8%) nebenwirkungsbedingt. Häufige behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse (UE) waren Kopfschmerzen (11,8% der Patienten), Schlaflosigkeit (8,8%), Gewichtszunahme (7,8%), Angstzustände (6,9%), depressive Symptome (4,9%) und Übelkeit (4,9%) – zumeist in leichter bis mittelschwerer Ausprägung und im Lauf der Behandlung abnehmend. Schwere UE traten bei sieben Patienten auf, wurden aber nur in einem Fall (Fehgeburt) als eine möglicherweise medikationsbedingte Nebenwirkung beurteilt. Die Depressivität nach Beck Depression Inventory (BDI) nahm in der Gesamtgruppe nicht zu, die durchschnittliche QTC-Zeit zeigte keine relevante Verlängerung.
In der Gesamtgruppe verringerte sich der ESS-Score signifikant von 16,8 auf 12,1 Punkte (-4,6; ± 0,6). Ein hoher Anteil von knapp zwei Drittel der Patienten (44/68; 64,7%) sprach mit einer ESS-Abnahme ≥ 3 oder einem ESS ≤ 10) auf Pitolisant an. Und bei einem Drittel war zu Studienende keine erhöhte Tagesschläfrigkeit mehr feststellbar (ESS-Score ≤ 10). Generalisierte und partielle Kataplexien wurden um 76% bzw. 65% reduziert, Halluzinationen um 54%, Schlaflähmungen um 63% und Schlafattacken um 27%.
Diese offene Studie im Real World Setting, so das Fazit der Autoren, belegt die langfristige Sicherheit und anhaltende Wirksamkeit von Pitolisant bei Narkolepsie-Patienten mit Tagesschläfrigkeit, Kataplexie, Halluzinationen und Schlaflähmung. In Monotherapie wurde Pitolisant besser vertragen und war in der Reduktion der Tagesschläfrigkeit wirksamer, wenngleich, wie sie betonen, auch seine Gabe zusätzlich zu Stimulanzien und Antikataplektika mit anhaltender Wirksamkeit einherging. JL
Quelle: Dauvilliers Y et al. für die HARMONY III Study group: Long-term use of pitolisant to treat patients with narcolepsy: Harmony III Study. Sleep 2019; 42(11): pii: zsz174 [Epub 21. Okt.; doi: 10.1093/sleep/zsz174]. Studie unterstützt von bioprojet Pitolisant: Wakix®

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