Mykotherapie

Naturmedizin 6/2020

Pilze als Heilmittel

In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) hat die Anwendung von Heilpilzen eine lange Tradition. In Deutschland hat die Mykotherapie unter denen, die sie anwenden, einen hohen Stellenwert und die Erfahrungen sind positiv. Auch die Evidenzlage wird immer besser. Dennoch sind Heilpilze nach wie vor eher eine „Insider-Methode“.
Pilze sind besondere Lebewesen: Sie sind keine Pflanzen aber auch keine Tiere, sondern bilden das dritte große Reich eukaryotischer Lebewesen. Bis zu 12.000 verschiedene Großpilzarten soll es weltweit geben. Spezielle medizinisch verwendete Pilze enthalten eine wahre Fülle an Inhaltsstoffen, unter anderem Aminosäuren, Mineralien, Vitamine und Provitamine, Enzyme sowie Spurenelemente. Die Pilze bilden diese Stoffe, um sich vor Fressfeinden, Viren und Bakterien zu schützen. Besonders heilsame Wirkungen wird den Pilzen, die auf Bäumen wachsen, attestiert. Speziell für die Prävention und Begleitbehandlung von Zivilisationskrankheiten, chronischen Erkrankungen und Krebserkrankungen kann die Mykotherapie eine sinnvolle Option sein. In Studien konnten vor allem immunologische und antitumorale Wirkungen nachgewiesen werden. Die Einsatzbereiche, die im Folgenden genannt werden, entsprechen der erfahrungsgemäßen Anwendung. Reishi, Maitake, Agaricus und Shiitake sind beispielsweise die am häufigsten komplementärmedizinisch eingesetzen Heilpilze bei Krebserkrankungen.
 
Reishi - Danoderma lucidum
Eine gute Studienlage liegt für den Reishi vor. Wirkbestimmend sind Polysaccharide und Antioxidantien, die besonders immunologisch stärkend und modulierend wirken können und eine zellschützende Funktion haben. Wichtige Inhaltsstoffe sind auch die Tripertene, die antiphlogistische und histaminsenkende Effekte zeigen. Chronische Bronchitis, Asthma oder die rheumatoide Arthritis fallen ebenfalls in den Bereich des Reishi, dessen Name „Pilz der Unsterblichkeit“ bedeutet. Der Pilz gilt generell als wichtiges Stärkungsmittel und soll die körperliche und geistige Konstitution fördern. Auch eine positive Wirkung auf das cardiovaskuläre System wird dem Reishi zugeschrieben.
 
Maitake - Grifoloa frondosa
Der Maitake ist ein beliebter Speisepilz. Aber seine Inhaltsstoffe machen aus ihm ein wahres Superfood. Vor allem die Polysaccharide sind für die antioxidative Power verantwortlich. Ein Pilz der Zukunft, denn sein Einsatz ist im Bereich des metabolischen Syndroms von Vorteil. Ein enthaltenes Glykoprotein kann die Glukosetoleranz erhöhen ohne die Insulinausschüttung zu beeinflussen. Über das Renin-Angiotensin-System kann der Maitake Einfluss auf die Hypertonie nehmen. Auch die Einlagerung von Fett im Gewebe kann der Maitake beeinflussen. Und für das Immunsystem ist ebenfalls was dabei in dem leckeren Pilz: Grifolan, ein Betaglucan, kann die Aktivität von Makrophagen erhöhen.
 
Igelstachelbart - Hericium erinaceus
Dieser Pilz enthält alle acht essenziellen Aminosäuren. Er wächst an Wunden älterer oder toter Laubbäume und wird heute auch in unseren Breiten kultiviert. Seine Einsatzgebiete sind im körperlichen und seelischen Bereich angesiedelt. Er wird zur Beruhigung bei Schlafstörungen, Ängsten und Unruhe eingesetzt. Besonders wichtig ist der Hericum erinaceus auch für das Verdauungssystem. Studien liegen zur Gastritis vor, der Pilz wirkt wohl schleimhautaufbauend. Interessant ist auch das Potenzial, das der Pilz bei neurologischen Indikationen wie M. Alzheimer, M. Parkinson und Multipler Sklerose haben könnte, denn die Inhaltsstoffe können die Regeneration und das Wachstum von Nervenzellen positiv beeinflussen.
 
Chinesischer Raupenpilz - Cordyceps sinensis
Der Cordyceps ist ein stärkender, adapotogen wirkender Pilz. Man hat immunsteigernde Effekte und eine Erhöhung der mitochondralen ATP-Bildung durch die Einnahme des Pilzes nachweisen können. Folglich wird er zur Leistungssteigerung und Verbesserung der Stressresistenz sowie zur Stimmungsaufhellung eingesetzt. Er gilt als natürliches Aphrodisiakum und soll die Testosteronbildung positiv beeinflussen.
Es gibt noch eine Reihe weitere wichtige Heilpilze. Sie sind als Extrakte oder Pulver erhältlich. Die Kombination mit den meisten Arzneien ist möglich, Nährstoffdefizite können die Pilze aber nicht in dem gleichen Maß wie orthomolekulare Nahrungsergänzung ausgleichen, weshalb eine Kombination sinnvoll sein kann.
Weitere Infos findet man unter anderem bei der Gesellschaft für Vitalpilzkunde e.V. (www.vitalpilze.de) oder im Buch „Apotheke der Heilpilze“, 3. Auflage 2020, Natura Viva Verlag.
 

Autorin: Elisa Gebhardt

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