Phytotherapie in der Schwangerschaft

NATUR+PHARMAZIE 5/2002

Pflanzen gegen Fehlgeburt und zur Weheninduktion

Schwangere verwenden häufig pflanzliche Arzneien zur Gesunderhaltung oder um medizinische Eingriffe zu vermeiden. In einem Überblick über die Literatur stellt die Autorin einige in Nordamerika therapeutisch verwendete Pflanzen vor. Dabei werden Arzneipflanzen mit tonisierender Wirkung, solche zur Vermeidung einer Fehlgeburt und Pflanzen, die Wehen induzieren, unterschieden.

Tonisierende Pflanzen liefern essenzielle Nährstoffe und kräftigen den Uterus. Dadurch unterstützen sie eine gesunde Schwangerschaft und erleichtern die Geburt. Zu ihnen zählen Himbeerblätter (Rubus idaeus), die neben Vitaminen und Mineralien das Alkaloid Fragarin enthalten, das die Uterusaktion hemmt. Andererseits sollen sie den Tonus des Uterus und der Beckenmuskulatur erhöhen und so die Geburt erleichtern. Die große Brennnessel (Urticaria dioica) enthält zahlreiche Nährstoffe und wird in der Schwangerschaft bei Anämie und Fehlernährung eingesetzt. Zu den Pflanzen, die einer Fehlgeburt vorbeugen sollen, zählen der Amerikanische Schneeball (Viburnum prunifolium) und das Falsche Einkorn (Chamaelirium luteum). Der Schneeball enthält Salicin und Scopoletin, die spasmolytisch auf die Uterusmuskulatur wirken. Das Falsche Einkorn wird bei rezidivierenden Aborten zur Straffung der Zervix und beim Uterusprolaps verwendet. Auch soll es die Fruchtbarkeit fördern. Zur Induktion von Wehen werden der Blaue Hahnenfuß (Caulophyllum thalictroides), die Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) und die Waldlilie (Trillium pendulum) verwendet. Caulophyllum wird für den stärksten natürlichen Stoff gehalten, der Wehen induziert. Die Wirkung geht wohl auf den Gehalt an den Glykosiden Caulosaponin und Caulophyllosaponin zurück. Allerdings wurden vereinzelt erhöhte fetale Herzfrequenzen und Stresszeichen des Fetus beobachtet. Auch Cimicifuga hatte schon bei den Indianern eine lange Tradition in der Geburtshilfe. Es wird heute bei der Behandlung klimakterischer Beschwerden häufig verwendet, seine weheninduzierenden Eigenschaften sind jedoch außerhalb Nordamerikas wenig bekannt. Die Waldlilie oder Frauenblume wurde von den Ureinwohnern zur Geburtserleichterung und zur postpartalen Blutstillung eingesetzt. (RB)

Quelle: Westfall, RE: Herbal medicine in pregnancy and childbirth, Zeitschrift: ADVANCES IN THERAPY, Ausgabe 18 (2001), Seiten: 47-55

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