Bislang war bekannt, dass erbliche Komponenten, das Geschlecht, das
Alter, die Ernährungsart und die Einnahme bestimmter Medikamente Einfluss auf das intestinale
Mikrobiom nehmen. Doch der Pankreas nimmt erstaunlicherweise noch viel stärker Einfluss auf die Artenvielfalt der Bakterien im Darm als all diese Faktoren.
Die auf Erkrankungen des Pankreas spezialisierte Arbeitsgruppe der Universitätsmedizin Greifswald um die Klinik für Innere Medizin A und die Abteilung für Funktionelle Genomforschung gewannen diese Erkenntnis im Rahmen der Greifswalder Gesundheitsstudie SHIP (Study of Health in Pomerania). Dazu wurde die Zusammensetzung des Stuhlmikrobioms von 1.800 Probanden analysiert. Die Erbinformation (16S rRNA) der Bakteriengattungen stand dabei im Fokus des Interesses. Weiter bestimmten die Wissenschaftler auch die Stuhlkonzentration von Elastase, dem Verdauungsenzym des Pankreas, und überprüften mittels Kernspintomographie die Ausscheidung von Pankreassaft in den Dünndarm.
War die Elastasekonzentration niedriger, war dies mit starken Veränderungen der Zusammensetzung der Artenvielfalt des Mikrobioms verknüpft. Das Verhältnis veränderte sich nachteilig: Schädliche Prevotella-Bakterien nahmen ab, gesundheitsförderliche Bacteroides-Arten nahmen dagegen ab. Dabei war der Einfluss des Volumens des Pankreassaftes deutlich geringer als der Einfluss, den die Konzentration von Elastase ausmachte.
Ob dieser Effekt durch Peptid-Antibiotika, die die Bauchspeicheldrüse selbst produziert, oder durch eine Änderung der Verdauungsfunktion verursacht wird, ist noch unbekannt.