Herkömmliche Migräne-Prophylaktika

Neuro-Depesche 11-12/2019

Onabotulinumtoxin A vs. Topiramat in offener Head-to-head-Studie

Die prophylaktische Therapie der chronischen Migräne hat durch die CGRP-Antikörper einen gewaltigen Schub erhalten, doch auch die herkömmlichen Prophylaktika werden noch bei vielen Patienten eingesetzt. In der prospektiven randomisierten Openlabel- Studie FORWARD wurden in dieser Indikation nun Onabotulinumtoxin A und Topiramat über 36 Wochen miteinander verglichen. Die Ergebnisse fallen eindeutig aus.
Kommentar
Der direkte Vergleich von Onabotulinumtoxin-A und Topiramat fiel nicht überraschend aus. Die Wirksamkeit beider Behandlungen war zuvor in Placebo-kontrollierten randomisierten klinischen Studien nachgewiesen worden, nicht aber der Nutzen unter realen Bedingungen, der sich aus Wirksamkeit und Verträglichkeit zusammensetzt. Diese Studie belegt jetzt, dass Onabotulinumtoxin-A einen größeren klinischen Nutzen hat als Topiramat. Dies geht hauptsächlich auf Verträglichkeitsprobleme unter dem Antiepileptikum zurück, die in einer deutlich höheren Anzahl von Onabotulinumtoxin- A-Patienten resultiert, die zu Studienende noch in Behandlung waren.
In der multizentrischen Studie im Parallelgruppen-Design wurden 282 Erwachsene mit einer chronischen Migräne (CM) zu drei Zyklen einer Injektionstherapie mit Onabotulinumtoxin-A (ONA-BTX-A; 155 U im Abstand von zwölf Wochen) oder zur täglichen Einnahme von Topiramat (TPM; 50–100 mg) im Verhältnis 1 : 1 randomisiert. Nach zwölf Wochen wechselten 80 der 142 anfänglich zu TPM randomisierten Patienten auf die ONA-BTX-A-Behandlung.
148 der 282 CM-Patienten beendeten die randomisierte Studienphase: 120 (86 %) unter ONA-BTX-A, aber nur 28 (20 %) unter TPM. Hauptgründe für den Abbruch waren zum einen Unwirksamkeit (ONA-BTX-A: 5 %; n = 7; TPM: 19 %; n = 27) und zum anderen Nebenwirkungen (ONA-BTX-A: 4 %; n = 5; TPM: 51 %, n = 72).
Den primären Wirksamkeitsendpunkt, Verringerung der Kopfschmerztage um ≥ 50 % in Woche 29-32, erreichten unter ONABTX- A signifikant mehr Patienten als unter TPM (40 % [56/140] vs. 12 % [17/142]; adjustierte Odds Ratio: 4,9; 95 %-KI: 2,7-9,1; p < 0,001). Die Ergebnisse fielen bei den 80 CM-Patienten, die auf ONA-BTX-A umgestiegen waren, ähnlich aus.
ONA-BTX-A war dem Antiepileptikum darüber hinaus auch im Erreichen sekundärer Endpunkte überlegen: In einer Post-hoc- Analyse lagen die 50 %-Responder-Raten in Woche 12 bei 45,6 % für ONA-BTX-A (n = 125), aber nur bei 29,4 % für TPM (n = 109). Der Unterschied war signifikant (p = 0,015).
Auch die Verträglichkeit war unter der Injektionstherapie mit dem Neurotoxin besser: Insgesamt wurden Nebenwirkungen bei 48 % (105/220) der mit ONA-BTX-A und bei 79 % (112/142) der mit TPM behandelten Patienten dokumentiert. JL
Quelle: Rothrock JF et al.: FORWARD study: evaluating the comparative effectiveness of onabotulinumtoxina and topiramate for headache prevention in adults with chronic migraine. Headache 2019 [Epub 26. Sept.; doi: 10.1111/head.13653]

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x