Universität Jena

Naturmedizin 6/2020

Nicht nur böse: Staphylococcus aureus

Eine einfache Unterscheidung zwischen gut und schlecht zu machen ist erstaunlicherweise in fast keinem Bereich des Lebens möglich. Ein internationales Forschungsteam hat sich die molekularen Abwehrmechanismen des menschlichen Immunsystems bei Staphylococcus-aureus-Infektionen genauer angesehen und festgestellt: Das Bakteriengift α-Hemolysin ist nicht nur zellschädigend, sondern stimuliert auch die Geweberegeneration. Vielleicht führen die Erkenntnisse zu neuen Therapieansätzen.
Bei jedem Vierten sind Bakterien der Art Staphylococcus aureus harmlose Mitbewohner der Haut und der Schleimhäute der oberen Atemwege. Ist die Immunabwehr eines Menschen geschwächt, kann die Vermehrung von S. aureus pathogen wirken und zu Hautentzündungen, Infektionen der Lunge oder im schlimmsten Fall zu einer Sepsis führen.
Unter der Leitung von Professor Dr. Oliver Werz von der Friedrich-Schiller- Universität Jena wurde kürzlich eine interessante Studie zu dem Thema in der Fachzeitschrift „Cell Reports“ veröffentlicht. Die Forscherinnen und Forscher fanden heraus: Der Giftcocktail, mit dem Staphylococcus aureus befallene Zellen und Gewebe schädigt, zeigt auch positive Effekte: Bestimmte Immunzellen werden von dem Bakteriengift dazu angeregt, spezielle Botenstoffe zu produzieren, die Entzündungen abklingen lassen und deren Heilung fördern.
 
Entzündungsauflösende Botenstoffe
Die Studienergebnisse erarbeiteten die Jenaer Forschenden von Universität, Universitätsklinikum und Leibniz-Institut für Alternsforschung – Fritz-Lipmann-Institut gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Harvard Medical School und der Universität Neapel. Besonders das Bakteriengift „α-Hemolysin“ haben sie hierbei unter die Lupe genommen und dessen Wirkung auf sogenannte M2-Makrophagen untersucht. Dies sind Immunzellen, die im späteren Verlauf einer Entzündungsreaktion dafür sorgen, dass abgetötete Bakterien und geschädigte Zellbestandteile abtransportiert werden und sich das Gewebe regeneriert. „Sie sind also so eine Art zelluläre Müllabfuhr“, beschreibt Paul Jordan, Doktorand in Werz‘ Team und Erstautor der Publikation die Funktion dieser Zellen. Wie sich zeigte, bindet α-Hemolysin an bestimmte Rezeptorproteine auf der Oberfläche von M2-Makrophagen und löst damit in den Zellen die Produktion entzündungsauflösender Botenstoffe aus, die dann im weiteren Verlauf die Entzündung abklingen lassen. In der vorgestellten Untersuchung konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler außerdem zeigen, dass diese Botenstoffe in einem Tiermodell die Geweberegeneration fördern. Zu den entzündungsauflösenden Botenstoffen gehören u. a. sogenannte Resolvine, Maresine und Protektine, die aus Omega-3-Fettsäuren gebildet werden.
Quelle: Jordan PM et al. : Staphylococcus aureus-derived α-hemolysin evokes generation of specialized pro-resolving mediators promoting inflammation resolution. 2020. Cell Reports 33; https://doi.org/10.1016/j.celrep.2020.108247; über www.idw-online.de

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