100 Frauen mit CTS wurden randomisiert entweder manualtherapeutisch oder operativ behandelt. Bei der manuellen Therapie erhielten die Patientinnen drei Therapiesitzungen über drei Wochen. Gemessen wurde die Schmerzschwelle auf Druckreiz (PPT, pressure pain threshold), die Schmerzschwelle für thermale Reize (HPT/CPT, hot/cold thermal pain threshold) und die Schmerzintensität.
Das Follow-up wurde über zwölf Monate durchgeführt, und die Daten von 95 Frauen waren danach auswertbar. Bei den konservativ Behandelten verbesserte sich die PPT in Monat 3, 6 und 9 signifikant mehr als bei den Operierten. Die Schmerzintensität nahm nach drei Monaten signifikant besser ab. Alle anderen Outcomes zu den verbleibenden Untersuchungszeitpunkten zeigten keinen Unterschied zwischen den Gruppen.
Die Effekte der manuellen Medizin und der Operation waren also mittel- bis langfristig vergleichbar. Bei der Manualtherapie hatte man jeweils 30-minütige desensibilisierende Maßnahmen des ZNS durchgeführt, z. B. Weichgewebsmobilisation, Nerven-Sehnen- Mobilisierungen und Techniken, die auf die Stelle der Nerveneinklemmung zielten. Die Kombination aus lokalen Techniken und Therapien, die die Schmerzverarbeitung im ZNS modulieren, war wohl für die Wirksamkeit der konservativen Therapie verantwortlich. Denn in früheren Studien, die eine Überlegenheit der Chirurgie gezeigt hatten, wurden in der konservativen Gruppe nur lokale Maßnahmen wie Schienen angewendet. Die neuropathische Komponente der Therapie könnte also entscheidend sein – „multimodale manuelle Medizin“ ist das Schlagwort. CB