Globales Problem „falsche Ernährung

Naturmedizin 2/2018

Krebs durch Diabetes Typ 2 und Übergewicht

Zertifizierte Fortbildung
Den zwei Milliarden Unterernährten dieser Erde stehen mittlerweile mehr als zwei Milliarden Übergewichtige und Adipöse gegenüber. Während die einen am Mangel leiden und sterben, macht die anderen zu viel falsche Nahrung krank. Diabetes und ein hoher BMI sind für ca. 6 % aller Krebserkrankungen weltweit verantwortlich, Tendenz steigend.
Globale Problematik
 
Krebs ist weltweit die zweithäufigste Todesursache bei nicht infektiösen Erkrankungen. Im Jahr 2015 gab es 17,5 Millionen neue Krebserkrankungen und 8,7 Millionen krebsbedingte Todesfälle. Diese Zahlen werden vermutlich weiter steigen, was auch an den Risikofaktoren Diabetes Typ 2 (im Folgenden Diabetes) und Fettleibigkeit liegt, deren Prävalenz in den letzten vier Jahrzehnten erheblich zugenommen hat. Der kausale Zusammenhang dieser metabolischen Volkskrankheiten hinsichtlich vieler Krebserkrankungen ist mittlerweile hinreichend belegt.
Weltweit sind etwa 422 Millionen Erwachsene an Diabetes erkrankt, dies entspricht 9 % der Männer und 7,9 % der Frauen (im Jahr 2014). Fast jeder dritte Mensch hat einen Body-Mass-Index (BMI) von ≥ 25 kg / m2, nämlich 38,5 % der Männer und 39,2 % der Frauen, was ungefähr 2,01 Milliarden Erwachsenen weltweit entspricht (im Jahr 2016).
Pearson-Stuttard et al. in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) untersuchten nun den konkreten Zusammenhang zwischen Diabetes, Übergewicht / Adipositas und Krebs. Daten aus dem Jahr 2012 aus 175 Ländern wurden dafür nach Alter, Geschlecht, BMI, Diabetes und verschiedenen Krebsarten (zwölf bezüglich hohem BMI, sechs in Bezug zu Diabetes) ausgewertet. Für Übergewicht wurde ein BMI ab 25 kg /m2 und für Adipositas ein BMI ab 30 kg /m2 definiert. Zur Einschätzung der Prävalenz von Diabetes und/oder hohem BMI und der Entwicklung von Krebs wurde eine Zeitspanne von zehn Jahren (2002 bis 2012) gewählt.
 

 

Einschätzung der Belastung
 
Im Jahr 2012 waren Diabetes und ein hoher BMI zusammen für ca. 792 600 neue Krebsfälle weltweit verantwortlich – dies sind 5,6 % aller Krebsfälle. Auf beide Risikofaktoren zusammen waren etwa 4,5 % (626 900) der Krebsfälle zurückzuführen. Individuell betrachtet ist ein hoher BMI allein aber für doppelt so viele Krebsfälle wie Diabetes verantwortlich. Innerhalb dieser 5,6 % aller Krebsfälle waren Männer mit hohem BMI und Diabetes am häufigsten betroffen von Leberkrebs (23,3 %), gefolgt von Bauchspeicheldrüsenkrebs (18 %) und Darmkrebs (8,6 %). Männer mit einem hohem BMI als Risikofaktor allein waren mit 28,7 % am häufigsten von Adenokarzinomen des Ösophagus betroffen. Männer mit Diabetes als einzigem Risikofaktor bekamen am häufigsten hepatozelluläre Karzinome (14,5 %).
Frauen mit beiden Risikofaktoren waren vor allem von Endometriumkarzinomen (38,4 %), gefolgt von Leberkrebs (27,3 %) und Gallenblasenkrebs (19,3 %) betroffen (siehe Tabelle). Übergewichtige / adipöse Frauen litten mit 31 % am häufigsten unter Endometriumkarzinomen, die mit Diabetes als einzigem Risikofaktor ebenso wie die Männer an Malignomen der Leber (15,8 %).
Die Prävalenz von Übergewicht und Diabetes hat in den letzten drei Jahrzehnten am stärksten in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen wie Asien und Subsahara- Afrika zugenommen. Solche Länder haben größere Schwierigkeiten bei der Bewältigung komplexer, chronischer Krankheiten, weshalb das Problem hier besonders schwer wiegt.
 
Biologische Mechanismen
 
Warum ist das Krebsrisiko durch Adipositas und Diabetes erhöht? Die Pathomechanismen sind noch nicht abschließend geklärt, aber Hyperinsulinämie, Hyperglykämie, chronische Inflammation sowie Dysregulationen der Sexualhormone sind im Gespräch. Insulin selbst könnte onkogen sein, und die Ergebnisse mehrerer Analysen zeigten, dass Menschen mit Hyperinsulinämie ungeachtet ihres BMI ein erhöhtes Risiko für Brust- und Dickdarmkrebs hatten.
 
Zukünftige Entwicklung
 
Diabetes Typ 2 und Übergewicht/Adipositas werden vermutlich weltweit weiter zunehmen. Nach heutigen Berechnungen werden im Jahr 2035 mehr als ein Drittel der Leberzellkarzinomfälle bei Männern und die Hälfte aller Fälle von Endometriumkarzinomen bei Frauen auf eine Kombination von Diabetes und hohem BMI zurückzuführen sein. Die Ergebnisse von Pearson-Stuttard belegen die erhebliche Belastung von Diabetes und Adipositas auf globaler, nationaler und regionaler Ebene, unterschätzen sie aber möglicherweise sogar, besonders in Bezug auf Übergewicht und Diabetes im jungen Lebensalter und bezüglich lebenslangem Übergewicht. Sowohl Adipositas als auch Diabetes sind vermeidbare Krebsursachen, bei denen Interventionen auf mehreren Ebenen vonnöten sind – bei Individuen vor allem durch Ärzte, in Gesundheitssystemen und gesamtgesellschaftlich durch die Politik. Es sind schnellere Maßnahmen erforderlich, um den Menschen zu helfen, ein gesundes Körpergewicht über den gesamten Lebensverlauf beizubehalten, beginnend in einem frühen Alter.


Hinweis: Dieser Artikel ist Teil einer CME-Fortbildung.

ICD-Codes: E11.0 , E66.9-

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