Rheumatoide Arthritis, Rückenschmerz und Kopfschmerz

Naturmedizin 3/2019

Kanadische Waldpflanzen bei chronischen Schmerzen

Die indigene Bevölkerung im Norden Kanadas scheint häufiger von chronischen Schmerzsyndromen betroffen zu sein als die übrige Bevölkerung. Doch verfügen die Ureinwohner auch über ein tiefgehendes Wissen der traditionellen Therapie der Schmerzsyndrome. Welche Pflanzen werden, verwendet und wie wirken sie?
Ein Autorentrio aus Kanada und Nepal machte sich auf die Suche nach Antworten und überprüfte die vorhandene Literatur zum Thema Heilpflanzen kanadischer Ureinwohner. Dabei konzentrierten sie sich auf die Indikationen rheumatoide Arthritis (RA) sowie chronische Rücken- und Kopfschmerzen als die häufigsten chronischen Schmerzsyndrome.
 
114 Heilpflanzen identifiziert
Insgesamt konnten Aufzeichnungen über 114 Pflanzen, die gegen die genannten Schmerzsyndrome wirken sollen, identifiziert werden. 27 der Pflanzen werden für die Behandlung mehrerer Schmerzsyndrome verwendet.
Zu 38 Arten (33 %) existieren pharmakologisch oder phytochemische Hinweise zur Erklärung der schmerzlindernden und entzündungshemmenden Wirkungen. Die meisten Heilpflanzenarten waren Angio spermen (92 Arten, auch: bedecktsamige Pflanzen, Blütenpflanzen), gefolgt von Gymnospermen (15 Arten, auch: nacktsamige Pflanzen), Pilzen (vier Arten) und Pteridophyten (drei Arten). Anders ausgedrückt: Am meisten Verwendung finden Kräuter, weit danach kommen Bestandteile von Bäumen, Sträuchern, Kletterpflanzen und Pilzen.
Verwendet werden teils die ganzen Pflanzen, zumeist aber Wurzeln, Blätter oder Nadeln. Insgesamt 164 Kräuterformulierungen gegen Schmerzen konnten die Forscher finden.
 
Schmerzmittel mit Gehalt
Zwei Arten werden von der indigenen Bevölkerung Kanadas zur Behandlung aller drei Schmerzsyndrome verwendet. Dies sind Achillea millefolium (Gemeine Schafgarbe) und Salix sp. (Weiden).
Acorus calamus (Indischer Kalmus), Kalmi Salix sp. (Weiden) angustifolia (Rotes Lorbeerröslein), Nuphar lutea (Gelbe Teichrose), Picea glauca (Zuckerhutfichte) und Rhododendron groenlandicum (Grönländischer Porst) werden für jeweils zwei der Schmerzsyndrome verwendet. Zu all diesen Arten liegen wissenschaftliche Beweise zu schmerzlindernden Wirkungen vor.
Die 33 % der Pflanzen, die schon genauer untersucht sind, enthalten Alkaloide, Aminosäuren, Anthocyanin, Asparagin, Bitterstoffe, Kaffeesäure, Cumarine, Flavonoide, Glykoside, Isovaleriansäure, Lignane, Lipide, Phenolsäure, Phytoöstrogene, Polyphenole, Polysaccharide, Salicylsäure, Saponine, Steroide, Sterine, Tannine, Terpenoide und Vitamine. Diese Inhaltsstoffe scheinen für schmerzlindernde Wirkungen vor allem verantwortlich zu sein. Eine systemische Dokumentation und weitere Beforschung des therapeutischen Potenzials dieser Phytopharmaka wird von den Autoren dringend empfohlen.
Quelle: Uprety Y: Traditional uses of medicinal plants from the canadian boreal forest for the management of chronic pain syndromes. Pain Pract 2016; (4): 459-66
ICD-Codes: R52.2

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