Zu diesem Schluss kommt ein europäisches Expertengremium, das die verfügbare wissenschaftliche Literatur zur Bedeutung des Darmmikrobioms in der Pädiatrie ausgewertet hat. In Folge der modernen Genanalysetechniken konzentriert sich die Forschung zunehmend auf das faszinierende Mikro-Ökosystem des Darms, berichten die Wissenschaftler. Unser Darm beherbergt etwa 1.014 Bakterien aus mehr als 2.000 mikrobiellen Spezies, die in komplexer Symbiose mit dem Wirt leben und interagieren und seine Gesundheit entscheidend beeinflussen. Es wird angenommen, dass bereits in utero erste Bakterien den fetalen Darm kolonisieren, bevor es im Zuge der Geburt zu einer Besiedlung mit maternalen Vaginal- und Darmkeimen kommt. Nach einer Kaiserschnittgeburt, bei Frühgeborenen sowie bei der Behandlung mit Antibiotika beobachtet man allerdings eine veränderte Zusammensetzung der Darmflora. Auch Protonenpumpenhemmer sowie ein Stillverzicht wirken sich diesbezüglich ungünstig aus. Die Art der Ernährung beeinflusst das Mikrobiom auch noch im Erwachsenenalter.
Die Darmflora erfüllt einige wichtige Funktionen, so die Forscher weiter: Sie schützt vor einer Besiedlung mit pathogenen Keimen, unterstützt die intestinale Barrierefunktion und trägt zur Ausreifung des lokalen und systemischen Immunsystems bei. Eine intestinale Dysbiose scheint dagegen mit einer Reihe chronischer, meist immunologisch bedingter Störungen assoziiert zu sein, darunter entzündliche und funktionelle Darmerkrankungen, Allergien, Adipositas und Lebererkrankungen.
Zur Verbesserung der Gesundheit lässt sich eine gestörte Darmflora gezielt modulieren, schließen die Wissenschaftler: Durch die Gabe von Probiotika (lebende Mikroorganismen), Präbiotika (nicht verdauliche Komponenten zur bakteriellen Stimulation), Synbiotika (Probiotika plus Präbiotika) sowie Para- und Postbiotika (inaktivierte Bakterien bzw. Bakterienprodukte). Kinderärzten kommt ihrer Einschätzung zu Folge eine große Bedeutung zu. LO