COVID-19

Praxis-Depesche 4/2022

ICS könnten den Verlauf bremsen

Vor einem Jahr kam die Vermutung auf, dass inhalative Kortikosteroide (ICS), wie sie bei Asthma oder COPD zum Einsatz kommen, das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf mindern könnten. Nach einer Cochrane- Metaanalyse ist ein positiver Effekt tatsächlich wahrscheinlich.
In die Analyse flossen Daten von drei randomisierten klinischen Studien ein, in der die Wirkung von ICS zusätzlich zur Standardtherapie gegenüber alleiniger Standardtherapie (ggf. mit Placebo) bei Personen mit leichtem COVID-19-Verlauf untersucht wurde. Von 1.057 Personen, die mit ICS behandelt wurden, verstarben sechs innerhalb von etwa 30 Tagen gegenüber zehn von 1.075 Personen in der Kontrollgruppe. Auf die Mortalität innerhalb von bis zu 30 Tagen haben ICS daher vermutlich keine oder nur einen geringen Einfluss (Risk Ratio, RR 0,61; 95 %-KI 0,22 - 1,67). In zwei der Studien (n = 2.025) wurde der Endpunkt Hospitalisierung oder Tod bis Tag 30 untersucht. Hier fielen die Ergebnisse mit 79 vs. 57 Ereignissen pro 1.000 Personen unter Kontrolle respektive ICS schon etwas deutlicher zugunsten der inhalativen Therapie aus: RR 0,72; 95 %-KI 0,51 - 0,99. Aus weiteren Daten ging hervor, dass unter zusätzlicher ICS-Gabe die initialen COVID-Symptome häufiger innerhalb von 14 Tagen zurückgingen als unter Standardtherapie bzw. Placebo (456 vs. 553 Ereignisse pro 1.000 Personen; RR 1,19; 95 %-KI 1,09 - 1,30).
Aufgrund der geringen Fallzahlen und breiten Konfidenzintervalle ist die Aussagekraft der Ergebnisse bestenfalls mäßig. Allerdings handelt es sich hier um eine sogenannte „lebende“ Metaanalyse, das heißt, die Ergebnisse werden laufend angepasst, sobald neue Erkenntnisse veröffentlicht werden. Es lohnt sich also, hier auf dem Laufenden zu bleiben. OB
Quelle: Griesel M et al.: Inhaled corticosteroids for the treatment of COVID-19. Cochrane Database Syst Rev 2022; 3(3): CD015125
ICD-Codes: U07.1

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