Studie zu Patientenerfahrungen

Naturmedizin 4/2018

Homöopathie bei Depressionen

Depressionen gehören zu den häufigsten Indikationen, mit denen sich Patienten mit Hoffnung auf Besserung an Homöopathen wenden. Wie aber empfinden depressive Patienten eine begleitende homöopathische Behandlung?
Im Studiendesign nach dem Goldstandard – randomisiert, placebokontrolliert, verblindet – können individuelle Erfahrungen nicht bewertet werden. Mittlerweile ist klar geworden, dass die individuelle Mittelfindung und viele andere Parameter bei der Beforschung der Homöopathie nicht übergangen werden können.
Petter Viksveen von der Universität Stavanger in Norwegen und Clare Relton von der Universität Sheffield in England haben eine Interviewstudie durchgeführt. Sie stellten 33 Erwachsenen, die an mittleren und schweren Depressionen litten, Fragen zu deren homöopathischer Depressionstherapie. Die Fragen bezogen sich auf drei Themenfelder:
1. Der Grad und die Veränderung des Verständnisses der Therapie
2. Erfahrungen mit der Beratung und der Medikation wie z. B. fürsorgliche Unterstützung, Vertrauen und Optimismus bezüglich der Konsultation von Homöopathen
3. Änderungen des Gesundheitszustandes wie z. B. Verbesserung oder Verschlechterung der Stimmung und des Wohlbefindens.
 
Verständnis und Erfahrungen
 
Anfangs hatten die meisten Teilnehmer wenig bis keine Kenntnisse zur Homöopathie und wussten nicht, wie sie wirken könne. Innerhalb der ersten sechs Monate änderte sich das. Die Teilnehmer verstanden die Therapie als individuelle und ganzheitliche Methode.
Andere Teilnehmer beschrieben die Homöopathie als besonders zustandsspezifische Therapie. Sie hatten das Gefühl, dass zu jeder Zeit auf aktuelle Beschwerden eingegangen werden konnte.
Die Patienten verstanden die homöopatische Behandlung als komplementär zu ihrer bestehenden, konservativen Therapie. Einer beschrieb, dass die homöopathischen Sitzungen seine parallel laufende kognitive Verhaltenstherapie positiv beeinflussen würden. Einige hegten auch die Hoffnung, durch die Homöopathie auf Antidepressiva oder andere Therapien verzichten zu können.
Je gründlicher, aufgeschlossener, engagierter und kompetenter die Therapeuten wirkten, desto besser wurde auch die Therapierichtung bewertet. Einige Teilnehmer bezweifelten den Nutzen von homöopathischen Arzneimitteln. Andere ließen sich ohne vorherige Meinung auf die Therapie ein und wieder andere erkannten für sich, dass nicht nur die Arznei, sondern das Zusammenspiel aus therapeutischer Konsultation und Homöopathikum wirksam sei. Empfanden die Teilnehmer den Behandelnden als mitfühlend, engagiert und ehrlich, entwickelten sie Vertrauen und konnten sich öffnen. Positiv bewertet wurde auch, wenn die Behandler/ in Optimismus vermitteln konnte und dass die Beratungen mit 45 Minuten vergleichsweise lang waren.
 
Positive Ergebnisse
 
Die Konsultationen halfen den Patienten, in Selbstreflexion zu gehen und neue Erkenntnisse über sich zu gewinnen. Negative Empfindungen gab es nur, wenn Zweifel an der Kompetenz des Behandelnden bestanden.
Die meisten Befragten beschrieben sich nach sechs Monaten homöopathischer Therapie als weniger depressiv, weniger ängstlich und nicht mehr so reizbar.
Die Verbesserungen waren für einige Probanden vorübergehend, und für andere hielten sie länger an. Einige Teilnehmer konnten auch besser schlafen, fühlten sich ruhiger oder hatten weniger Ängste.
Manche stellten bald nach der Einnahme der Homöopathika Veränderungen fest, meistens Verbesserungen.
Nur wenige fühlten eine Verschlechterung, die auch mit körperlichen Symptomen zusammenhing, und einige beschrieben deutliche Verbesserungen, nachdem es erst einmal Verschlechterungen gegeben hatte. Dies entspricht dem Phänomen der in der Homöopathie beschriebenen Erstverschlimmerung.

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