Beratung in der Selbstmedikation

NATUR+PHARMAZIE 5/2016

Halsschmerzen und Heiserkeit

Schluckbeschwerden und Halsschmerzen sind meist die ersten Anzeichen eines grippalen Infekts. Eine symptomatische Behandlung kann die Beschwerden lindern. Je nach Vorliebe und Intensität der Beschwerden können die Kunden zwischen einer systemischen und einer topischen Therapie wählen.

Gut zu wissen

Grenzen der Selbstmedikation bei Halsschmerzen

  • Keine Besserung nach 3 Tagen
  • Sehr starke Beschwerden
  • Stark geschwollene Lymphknoten
  • Sehr starke Heiserkeit Atembeschwerden
  • Hohes oder anhaltendes Fieber
  • Zusätzlich auftretender Hautausschlag und himbeerrot verfärbte Zunge (Verdacht auf Scharlach)

Erkältungsviren führen zu einer Entzündungsreaktion im oberen Rachenbereich und an der Rachenhinterwand (Pharyngitis) und lösen so die Beschwerden aus. Wenn vor allem die seitlich im Rachen liegenden Gaumenmandeln betroffen sind, spricht man von Tonsillitis oder Angina tonsillaris. Eine virale Halsentzündung heilt in der Regel nach drei bis fünf Tage von selbst wieder ab. Eine topische Behandlung ist am effektivsten, wenn sie schon bei den ersten Krankheitszeichen beginnt. Gurgeln, sprühen oder lieber lutschen? Entscheidend ist, dass der Arzneistoff ausreichend mit der entzündeten Stelle im Rachenraum in Kontakt kommt. Dies kann bei Gurgellösungen schwierig sein. In dieser Hinsicht sind Sprays von Vorteil, da sie leichter angewendet werden können, insbesondere bei Kindern. Das Ziel von Lutschtabletten ist, dass der Wirkstoff über den ständigen Speichelfluss auch hintere Rachenbereiche erreicht. Empfehlenswert ist es, eine zuckerfreie Lutschtablette in die Backentasche zu legen. Der Wirkstoff wird langsam freigesetzt und gelangt über den Speichel an den Ort der Entzündung. In der topischen Therapie werden Lokalanästhetika wie Lidocain oder Benzocain eingesetzt. Auch das Mucolytikum Ambroxol besitzt in hoher Dosierung eine deutlich lokalanästhesierende Wirkung. Antimikrobiell wirkende Substanzen, die in einigen Präparaten gegen Halsschmerzen enthalten sind, sollen pathogene Keime abtöten, die sich auf die viral vorgeschädigte Schleimhaut setzen. Neben dem Lokalantibiotikum Tyrothricin kommen Lokalantiseptika zur Anwendung. Dazu zählen Cetylpyridiniumchlorid, Cetrimoniumbromid, Dequaliniumbromid, Benzalkoniumchlorid sowie Chlorhexidin und Hexetidin. Ein weiterer Wirkstoff zur lokalen Anwendung ist das antiphlogistisch und analgetisch wirkende Flurbiprofen. Fühlt sich der Rachen wund an, eignen sich Präparate mit Dexpanthenol, um den Reiz zu nehmen und die Heilung zu beschleunigen. Hausmittel und systemische Therapie Ergänzend können ein wärmender Halswickel oder schluckweise getrunkener Kamillenoder Salbeitee Linderung verschaffen. Wohltuend empfinden viele auch das Befeuchten und Beruhigen der Schleimhäute durch Lutschen von Salbei-Bonbons oder Pastillen mit Isländisch Moos bzw. Emser Salz. Insbesondere bei starken Beschwerden eignen sich freiverkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol, um den Schluckschmerz effektiv zu bekämpfen. Wenn die Stimme versagt Eine Erkältung kann auch auf den Kehlkopf schlagen. Die Virusinfektion führt dann zu einer Schwellung der Schleimhäute im Bereich der Stimmbänder. In der Folge können sich die Stimmlippen nicht mehr richtig öffnen oder schließen und sind in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Auch aktives und passives Rauchen, sehr trockene Luft und chemische Reizstoffe können die Schleimhaut im Kehlkopfbereich bis zur Heiserkeit reizen. Wenn Heiserkeit ohne weitere Erkältungssymptome auftritt, kann die Ursache auch eine übermäßige Strapazierung der Stimme sein. In diesem Fall ist der schützende Sekretfilm auf der Mund- und Rachenschleimhaut versiegt und die Stimmbänder sind durch die Austrocknung gereizt. Auch eine ungünstige Sprechtechnik kann zu dauernder Heiserkeit führen. Lehrer sind davon beispielsweise häufig betroffen. Dann hilft eine Stimmtherapie bei einem Logopäden, den effektiven und schonenden Einsatz der Stimme zu erlernen. Stimme schonen und Stimmbänder befeuchten Wer heiser ist, sollte wenn möglich einfach schweigen. Dies ist die wirksamste Maßnahme, um die Stimmbänder schnell zu regenerieren. Allenfalls ein leises, vorsichtiges Sprechen in abgesenkter Stimmlage ist erlaubt. Flüstern hingegen strapaziert die Stimmbänder zu sehr. Gleich welche Ursache zur Heiserkeit geführt hat, ist eine Befeuchtung der Stimmbänder das A und O in der Therapie. Als wirksam und reizlindernd haben sich Lutschpastillen/-tabletten mit Emser Salz oder Schleimstoffdrogen wie Eibisch, Primel, Malve und Isländisches Moos erwiesen. Kamille und Salbei wirken entzündungshemmend, beispielsweise als Inhalation, schluckweise getrunkener Tee oder Lutschpastille. Hyaluronsäure bildet ein Hydrogel, das die Mund- und Rachenschleimhaut langdauernd befeuchtet. Wenn die Heiserkeit trotz Schonung der Stimme und Befeuchtung länger als zwei Wochen anhält, sollte die Ursache unbedingt durch einen Arzt abgeklärt werden. Denn auch verschiedene Erkrankungen können zu Heiserkeit führen, ebenso Arzneimittel wie Bisphosphonate, inhalative Glukokortikoide, Anticholinergika und trizyklische Antidepressiva. ais

Quelle:

Literatur beim Verfasser

ICD-Codes: J04.0 , R07.0

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