Fieber hat einen biologischen Nutzen für Kinder und Erwachsene und sollte erst spät und bei sehr hohen Temperaturen medikamentös gesenkt werden. Darauf deuten die Ergebnisse einer Studie hin, die aktuell im Fachjournal Immunity veröffentlicht wurde. Die Versuche führten die Wissenschaftler in vitro und in verschiedenen Tierversuchen durch, die Erkenntnisse seien aber wertvoll und auf Menschen übertragbar.
Fieber verbessert das Auffinden von Infektionsherden durch die T-Lymphozyten, indem es deren Oberflächenproteine modifiziert. Bekannt war, dass Fieber die Gefäßversorgung mit Lymphozyten durch Vasodilatation und Blutflussregulation verbessert. Der thermische Stress im Fieberbereich zwischen 38 °C und 40 °C scheint aber eine aktivere Rolle bei der Steuerung der Lymphozytenmigration in sekundäre lymphatische Organe oder zu Entzündungsherden zu spielen, indem er Integren und Selektine, wichtige Zelladhäsionsmoleküle, reguliert. Die In-vitro-Experimente an murinen T-Lymphozyten zeigten, dass Fieber die Expression des Hitzeschockproteins 90 (HSP90) induzierte, das dann selektiv an die Lymphozytenoberfläche gebunden und geclustert wurde, um die Gefäßadhäsion durch fokale Adhäsionskinase-RhoA-Signalisierung zu fördern. Dieser molekulare Weg beschleunigt die Migration von T-Zellen über die Blutgefäßwände zu den Infektionsstellen. Niedriges Fieber würde dem Immunsystem demzufolge nicht helfen. HSP90 kann nur bei einer Temperatur ab 38,5 °C induziert werden. Fiebersenkende Mittel stören diese Entwicklung und sollten, wenn überhaupt, nicht anfangs eingesetzt werden.