Retrospektive Kohortenstudie

Naturmedizin 1/2021

Erst Phytomedizin - dann Antibiotika

Bei akuten Atemwegsinfekten: Erstmal mit Pflanzenmedizin versuchen oder doch gleich Antibiotika? Eine Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen der Erstbehandlung von akuten Infektionen der Atemwege des unteren und oberen Trakts mit Phytopharmazeutika (PP) und der Dauer der Erkrankung sowie zwischen der Erstbehandlung und dem Einsatz von Antibiotika (AB) im weiteren Krankheitsverlauf und sie kommen zu interessanten, signifikanten Ergebnissen.

Martin et al. beobachteten 117.182 ambulante Patienten aus der IMS® Disease Analyzer-Datenbank mit Diagnosen akuter Atemwegsinfektionen über 30 Tage lang. Patienten, denen am Tag ihrer Diagnose PP verschrieben worden waren, wurden u.a. anhand von Behandlung, Diagnose, Alter, Geschlecht mit Kontrollen verglichen, die solche Rezepte nicht erhalten hatten. Patienten, die am Tag der Diagnose AB verschrieben hatten, wurden ausgeschlossen. PP waren mit weniger AB-Verschreibungen verbunden. Der Extrakt aus Pelargonium sidoides-Wurzel und Thymianextrakt zeigte die stärkste Wirkung bei Patienten, die von Allgemeinärzten behandelt wurden, während Pelargonium sidoides-Wurzelextrakt, Thymian- und Efeuextrakt und Thymian- und Primelwurzelextrakt sich bei pädiatrischen Patienten als am wirksamsten erwiesen. Patienten, die PP erhielten, hatten ein signifikant geringeres Risiko für längere Krankheitszeiten. Das Risiko einer Krankheitsdauer von mehr als sieben Tagen war bei Patienten, die Cineol und Pelargoniumwurzelextrakt einnahmen, am deutlichsten verringert. Die Autoren schlussfolgern, dass die Verwendung ausgewählter PP bei akuten Infektionen der Atemwege mit einem deutlich geringeren Bedarf an AB-Verschreibungen im weiteren Krankheitsverlauf sowie mit deutlich kürzeren Krankheitszeiten verbunden ist.
Quelle:

Martin D et al.: Reduced antibiotic use after initial treatment of acute respiratory infections with phytopharmaceuticals - a retrospective cohort study.
Postgrad Med. 2020 Jun;132(5):412-418.
doi: 10.1080/00325481.2020.1751497.

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