Dammriss bei der Austreibung

Gyn-Depesche 1/2019

Eine Frage der Geburtstechnik?

Geburtshilfliche Techniken, die oft von Hebammen angewendet werden, um die Geburt in der Austreibungsphase zu erleichtern, haben einen Effekt auf das Dammrissrisiko.

Untersucht wurden die Daten von 704 Primiparae. Bei 57 % der Frauen wurde zur Geburtsunterstützung angeleitetes Pressen eingesetzt, bei 30 % nahm die Hebamme eine Dehnung der Vagina mit den Fingern vor (eine in Schweden als „Levatordruck“ gebräuchliche Technik). In 22 % der Fälle wurde das Perineum manuell gedehnt, in 18 % der „Handtuchtrick“ angewandt; das heißt, die Gebärende und die Hebamme ziehen während der Wehen in entgegengesetzte Richtungen an einem Bettlaken oder Handtuch, um das Pressen zu unterstützen. 30 % der Frauen saßen während der Entbindung auf dem Geburtsstuhl, was die häufigste Geburtsposition war.
Bei 77,3 % der Frauen trat ein Dammriss vom Grad 2 auf. 19 % erlitten keine oder nur geringfügige genitale Verletzungen. Bei 3,6 % der Frauen trat ein Dammriss vom Grad 3 auf, bei 3,1 % wurde eine Episiotomie durchgeführt. In der Multivarianzanalyse fand sich kein signifikanter Hinweis auf einen Einfluss der verwendeten Geburtshilfetechniken auf die Häufigkeit von Grad-2- oder Grad-3-Dammrissen. Auch die Zahl der Berufsjahre der Hebammen schien keinen Einfluss auf das Risiko für eine perineale Verletzung zu haben.
Bisherige Studien zum Einfluss der Berufserfahrung von Hebammen auf das Dammrissrisiko lassen aber vermuten, dass die Kombination Geburtsstuhl, unerfahrene Hebamme und Multipara mit einem erhöhten Risiko einhergehen könnte. TH
Quelle:

Edqvist M et al.: Practices used by midwives during the second stage of labor to facilitate birth ... Sex Reprod Health 2018; 15: 18-22

ICD-Codes: O70.9

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