Purpurroter Sonnenhut

Naturmedizin 1/2018

Echinacea purpurea für das Immunsystem

Schon lange Zeit vor dem Einzug in europäische Gärten diente Echinacea nordamerikanischen Indianerstämmen als Heilpflanze. Dass der Sonnenhut heute weltweit kultiviert wird, liegt sicher nicht nur am schönen Aus- sehen, sondern auch an seinen immunstimulierenden und wundheilenden Wirkungen.
Pharmakologische Wirkungen
  • Antivirale und prophylaktische Wirkung gegen Infektionen
  • Steigerung der Phagozytoseleistung von Makrophagen und Granulozyten
  • Induktion von TNF-a, Interleukinen
  • Vermehrte Bildung von T- Lymphozyten
  • Förderung der Wundheilung (3)
Echinacea purpurea muss von seinen engen Verwandten Echinacea pallida und angustifolia unterschieden werden, die aber vermutlich in ähnlichem Maße wirksam sind (1).
Beheimatet ist Echinacea purpurea in Nordamerika, von wo er aus Wildvorkommen importiert wurde. Ende des 19. Jahrhunderts kam die Pflanze nach Europa.
Die zu den Korbblütlern gehörende Staudenpflanze wird bis zu 180 cm hoch, hat einen verzweigten Stängel und eiförmige, zugespitzte, grob oder scharf gesägte Grundblätter. Die Stängelblätter sind unten kurzgestielt, oben sitzend und grob gesägt bis ganzrandig und beidseitig rau (2). Stängel und Blätter sind mit Borstenhaaren besetzt. Die Blütenblätter sind purpurfarben bis weiß und besitzen einen kegelförmigen Blütenboden. Der Name „Echinacea“ ist vom lateinischen echinus (Igel) abgeleitet. So wird der Sonnenhut auch Igelkopf genannt. Von Echinacea purpurea können das Kraut (Herba) und die Wurzel (Radix) verwendet werden. Die Blüten werden kurz nach dem Aufblühen geerntet – die Blütezeit dauert den ganzen Sommer. Die Wurzeln werden im Frühjahr und im Herbst geerntet (5). Durch die enthaltenen Alkamide schmeckt die Droge säuerlich und hat eine leichte lokalanästhesierende Wirkung auf der Zunge.
Die wirksamen Inhaltsstoffe des Krauts sind vor allem Alkamide und Polysaccharide, dazu kommen Kaffeesäurederivate, Flavonoide und ätherisches Öl (2). Für alkoholische Extrakte und Presssäfte gibt es Hinweise auf positive Wirkungen bei Erkältungssymptomen (6). Zubereitungen aus Echinacea können besonders am Beginn einer Erkältung das Immunsystem unterstützen, werden aber auch zur Behandlung von Infektanfälligkeit verwendet.
 
Wirksamkeitsnachweis
 
Eine signifikante Besserung der Symptome bei Erkältungskrankheiten sowie Hinweise auf eine Verkürzung der Krankheitsdauer ergaben je eine Metaanalyse und ein Cochrane Review sowie drei systemische Reviews (3). Zwei Studien aus dem Jahre 2009 haben gezeigt, dass Echinacea purpurea-Extrakte auch direkt gegen Grippe-, Herpesund Coronaviren wirken (2).
 
Anwendungen Echinacea purpurea herba
 
Innerlich
  • Prävention und unterstützende Therapie bei Erkältungskrankheiten (HMPC well est. use; ESCOP, Kommission E)
  • Unterstützende Behandlung wiederkehrender Infektionen der ableitenden Harnwege (ESCOP, Kommission E)
Äußerlich
  • Therapie kleiner, oberflächlicher Wunden (HMPC trad. use; ESCOP)
Erfahrungsgemäß ist der Einsatz von Echinacea mit einer hohen Initialdosis bei den ersten Anzeichen einer Erkältung am wirkungsvollsten. So profitieren Patienten am meisten zu Beginn einer grippalen Infektion von der Einnahme echinaceahaltiger Präparate, aber auch Patienten in Phasen subakuter, immer wiederkehrender Erkältungskrankheiten, bei denen das Immunsystem neuen Schwung braucht.
Aufgrund praktischer Erfahrung empfiehlt sich eine Einnahme von Echinaceapräparaten für maximal zwei Wochen, da der immunstimulierende Effekt bei längerer Anwendung wohl nachlässt.
Purpursonnenhutkraut ist in zahlreichen Präparaten enthalten. Getrockneter Frischpflanzenpressaft ist in Form von Kapseln, Tabletten oder Dragees erhältlich, auch in Kombination mit anderen Wirkstoffen. In flüssigen Zubereitungen und Salben wird der Frischpflanzenpresssaft verwendet. Als Tee kann das Sonnenhutkraut ebenfalls zubereitet werden.
 
Teezubereitung
½ TL Purpursonnenhutkraut
1 Tasse kochendes Wasser
 
Zerkleinertes Kraut übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, mehrmals täglich 1 Tasse zwischen den Mahlzeiten trinken (2).
 
Wechselwirkungen und Kontraindikationen
 
Die Gefahr von Arzneimittelinteraktionen wird insgesamt als gering eingestuft (2).
Nicht angewendet werden dürfen Echinaceapräparate bei bekannter Allergie gegen Korbblütler, in der Schwangerschaft sowie bei progredienten Systemerkrankungen, multipler Sklerose, Kollagenosen, Tuberkulose und Autoimmunerkrankungen, HIV-Infektion, Aids und Leukosen (3), da hier die Wirkung auf das Immunsystem nicht eingeschätzt werden kann.
 
Anthroposophische Medizin
 
Innerhalb der anthroposophischen Medizin sind im Sinne der Erfahrungsheilkunde weitaus mehr verschiedene Zubereitungen und Anwendungen mit Echinacea gebräuchlich.
Es finden primär die Gattungen Echinacea angustifolia und Echinacea pallida Verwendung. Die Droge wird als wässriges Frischpflanzenpräparat, Urtinktur und in verschiedenen Verdünnungen verwendet.
Das Haupteinsatzgebiet ist auch hier die Anregung der Abwehrkräfte, allerdings mit der besonderen Betonung des Einsatzes bei entzündlichen, fieberhaften Prozessen aller Art. Die Behandlung von Wunden wird in der anthroposophischen Praxis noch um die Therapie entzündlicher Hauterkrankungen wie Furunkeln erweitert.
In Augentropfen wird die Pflanze einzeln gegen Konjunktivitis oder in Kombination mit Metallen wie Quarz bei Superinfektionen im Rahmen allergischer Bindehautentzündungen verwendet – natürlich als Begleitbehandlung. Für Kinder gibt es Zäpfchen mit Echinacea, die nach anthroposophischem Verständnis speziell als Begleitbehandlung bei Mandelentzündung indiziert sind. Bei chronischer Infektanfälligkeit kommt Echinacea in Form von Globuli oder einer Dilution bei zu schwacher Wärme- und Fieberreaktion zum Einsatz.
Besonders interessant ist auch der Ansatz, bei subakuten Insertionstendopathien mit Entzündung und Neigung zur Chronifizierung Echinacea in Verbindung mit Argentum s.c. zu injizieren (4). Hieran wird deutlich, dass Echinacea im Sinne der anthroposophischen Medizin besonderen Bezug zum Wärmehaushalt und zu rhythmischen Prozessen des Menschen hat.
 
 
Da die Mittelfindung in der Homöopathie nach dem Ähnlichkeitsprinzip und die Verschreibung höchst individuell erfolgen, kann kein homöopathisches Arzneimittel per se für bestimmte Indikationen empfohlen werden. Doch gilt Echinacea auch in der Homöopathie klassischerweise als Mittel zur Steigerung der körperlichen Abwehrkräfte bei akuten und chronischen grippalen Infektionen und bei entzündlichen Hauterkrankungen wie Furunkeln. Leitsymptome von Echinacea in homöopathischer Zubereitung sind u. a. Infektanfälligkeit, Fieber, Müdigkeit sowie geistige und körperliche Schwäche (5).
Echinacea, auch als Urtinktur, ist auch ein häufig verwendeter und wichtiger Bestandteil in homöopathischen Komplexmitteln zur Infektabwehr, bei Erkältung, Halsentzündung und auch Nasennebenhöhlenentzündungen.
 
Literatur
(1) Fintelmann, Volker/Weiss, Rudolf Fritz/Kuchta, Kenny: Lehrbuch Phytotherapie, 13. Auflage 2017, Haug Verlag Stuttgart
(2) Blaschek, Wolfgang: Wichtl – Teedrogen und Phytopharmaka, 6. Auflage 2015, S. 229–231, WBG Stuttgart
(3) Kraft, Karin/Stange, Rainer: Lehrbuch Naturheilverfahren, Hippokrates Stuttgart 2014
(4) Roemer, Franziska: Therapiekonzepte der Anthroposophischen Medizin, 2014 Haug Verlag Stuttgart
(5) Phatak: Homöopathische Arzneimittellehre, 4. Auflage 2009, Urban und Fischer/ Elsevier München

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