Johanniskraut-Extrakte

Praxis-Depesche 22/2002

Dreifache Reuptake-Hemmung

Johanniskraut-Extrakte haben den Sprung vom "Edelplazebo" zum First-line-Antidepressivum geschafft. Doch nur ein Extrakt, für den klinische Studien vorliegen, darf sich "Antidepressivum" nennen.

Johanniskraut ist seit der Antike als psychopharmakologisch aktive Pflanze bekannt. Zunächst nur empirisch bei depressiven Verstimmungen eingesetzt, gelten hochdosierte Extrakte heute zumindest bei leichteren Depressionen als First-line-Therapeutika. Als Wirkmechanismus wird eine dreifache Reuptake-Hemmung diskutiert, wodurch die Konzentrationen an Serotonin, Noradrenalin und Dopamin im Gehirn ansteigen. Zusätzlich wird u. a. über MAO-Inhibition, Stimulation der Wachstumshormon-Freisetzung und Inhibition der Prolaktin-Ausschüttung berichtet. An Bedeutung gewinnt auch die Erkenntnis, dass Johanniskraut-Extrakte die bei Depressionen gehäuft auftretende erhöhte Kortisol-Konzentration im ZNS absenken. Auch beim Johanniskraut müssen Kontraindikationen und Interaktionen beachtet werden. So dürfen Patienten unter Indinavir und Ciclosporin das Phytopharmakon nicht einnehmen. Interaktionen treten u. a. mit verschiedenen synthetischen Antidepressiva sowie Theophyllin und Phenprocoumon auf. Wichtig bei der Verordnung von Johanniskraut: Da die Zusammensetzung einzelner Extrakte stark schwankt, sollte nur auf solche Präparate zurückgegriffen werden, für die klinische Untersuchungen vorliegen. Über eine sehr gute Studienlage verfügt z. B. der Extrakt LI 160. (bk)

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