Natürliche Familienplanung

Gyn-Depesche 1/2019

Doppelte Kontrolle schützt besser

Wie schützen verschiedene Methoden zur natürlichen Familienplanung (NFP) vor einer ungeplanten Schwangerschaft? Daten aus 53 Studien geben Auskunft.

Die Bestimmung der fruchtbaren Zyklustage erfolgte nach der Kalendermethode, durch Computeralgorithmen, Beobachtung des Zervixschleims, Hormonbestimmung und/oder Messung der Basaltemperatur. Die Qualität der verfügbaren Studien war moderat (n = 21) bis gering (n = 32). Die beobachteten Schwangerschaftsraten bei typischem Gebrauch im ersten Anwendungsjahr zeigten eine große Schwankungsbreite – sowohl zwischen als auch innerhalb der NFP-Varianten. Dies galt selbst dann, wenn qualitativ minderwertige Studien ausgeschlossen wurden.
So lag der Pearl-Index beispielsweise in vier Studien mit knapp 3.800 Teilnehmerinnen, die die Billings-Methode (Beobachtung des Zervikalschleims) anwandten, zwischen 10,5 und 33,6. Am besten schnitt die symptothermale Methode Sensiplan® der deutschen Arbeitsgruppe NFP ab, die auf Veränderungen von Zervixschleim, Basaltemperatur, Muttermund und anderen körperlichen Symptomen beruht: Sie kam in einer Studie mit 900 Anwenderinnen auf eine Schwangerschaftsrate von 1,8 in 100 Frauenjahren. Bei fehlerfreier Anwendung lag sie sogar bei nur 0,4 (siehe Abb. 1). Auch die Verhütung nach dem symptohormonalen Marquette-Modell schien vergleichsweise sicher zu sein. Hier ergab sich in fünf Studien ein Pearl-Index von 1,8 bis 7,0 durch die Kombination von Zervixschleimbeurteilung und LH-Messung im Urin. Mit dem auf Östrogen- und LH-Bestimmungen im Morgenurin basierenden Verhütungscomputer Persona lag er dagegen beim typischen Gebrauch im ersten Jahr bei 25,6 und bei perfekter Anwendung bei 12,1. Die vereinfachte Kalendermethode „Standard Days“, bei der die Frau ihre fruchtbaren Tage durch verschiedenfarbige Perlen in einer Kette bestimmt, kam auf Schwangerschaftsraten zwischen 11,2 und 14,1 pro 100 Frauenjahre.
Insgesamt beurteilten die Autoren die verfügbare Evidenz zur Verhütungssicherheit der NFP-Methoden aber als unzureichend. Um der zunehmenden Nachfrage nach „natürlicher“ Verhütung gerecht zu werden, seien dringend qualitativ hochwertige Studien nötig. Für einige Systeme – z. B. manche Verhütungscomputer oder -Apps sowie für Modifikationen existierender Methoden – fehlte gar jegliche Studie zur Effektivität. CW
 
Quelle:

Peragallo Urrutia R et al.: Effectiveness of fertility awareness-based methods for pregnancy prevention: A systematic review. Obstet Gynecol 2018; 132: 591-604

ICD-Codes: Z30.

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