Applied Kinesiology

Naturmedizin 1/2018

Der Körper antwortet

Applied Kinesiology (AK) ist in der Lage, die Lücke zwischen Symptom und Ursache zu schließen. Denn sie gibt dem Mediziner die Möglichkeit, den Körper direkt mit einem auch körperlichen Dialog zu befragen und die hinter den Symptomen liegenden Zusammenhänge zwischen Muskeln und Gelenken, Stoffwechselprozessen und psychischen Faktoren aufzudecken und zu therapieren.
Einsatz von Applied Kinesiology: Symptom-Ursachen-Zusammenhänge
  • Chronische Infektionen – im Zusammenhang z. B. mit Zahnstörfeldern, Impfnarben, Schwermetallbelastungen
  • Chronisches Müdigkeitssyndrom und Erschöpfung – z. B. nach viralen Infekten
  • Rezidivierende Gelenkbeschwerden – mögliche Auslöser: z. B. Fußfehlstellungen, Zahnstörfelder, alte Traumata, Bissfehlstellungen
  • Rückenschmerzen – mögliche Auslöser: z. B. kraniomandibuläre Ursachen (Kiefergelenk), funktionelle Magen-Darm-Störungen, Operationsnarben
  • Sportverletzungen – im Zusammenhang mit „Kettenreaktionen“, die z. B. infolge von Fehlstellungen auftreten
  • Kopfschmerzen – möglicher Zusammenhang z. B. mit alten Traumata, Histaminunverträglichkeiten oder einer kraniomandibulären Dysfunktion
  • Unklare abdominelle Beschwerden – mögliche Auslöser: z. B. Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Dysbiose, Narbenstörfelder
Vor über 50 Jahren fand Dr. George J. Goodheart heraus, dass ein schwach testender Muskel einen überkontrahierten und oft auch schmerzenden Antagonisten zur Folge hat. Während es üblich war, an dem schmerzenden Muskel zu arbeiten, stärkte Goodheart den schwach testenden Muskel. Dadurch entspannte sich der überkontrahierte Muskel. Mit AK bereicherte Goodheart die medizinische Welt um eine individualisierte, ganzheitliche Diagnose- und Therapiemethode.
 
Muskeln als Indikatoren
 
Die von Goodheart entwickelte AK ist ein Instrument, mit dem Körper des Patienten in einen diagnostischen Dialog zu treten, bei dem die Muskeln gezielt als Indikatoren eingesetzt werden. Er entwickelte so eine erweiterte Form diagnostischer Möglichkeiten, indem er Körpersprache im Wortsinne nutzbar machte.
Schwache Muskeln zeigen dabei Fehlfunktionen an. Das einleuchtende Prinzip ist: Schmerz hemmt Muskeln. Starke Muskeln zeigen Normalfunktion an.
Eine diagnostische Provokation, genannt Challenge, die einen schwachen Muskel sofort stark werden lässt, signalisiert, dass die getestete Maßnahme angezeigt und verträglich ist. Andererseits werden durch diagnostische Provokationen, die das System beziehungsweise die Gesundheit des Patienten belasten würden, normale, starke Muskeln schwach.
Die AK ist weltweit die einzige Methode der Manuellen Medizin, die vorrangig jene Faktoren in Betracht zieht, die die Muskelfunktion hemmen, und einen Muskel erst dann trainiert, wenn er möglichst frei von Funktionsstörungen ist. Auf dieser Grundlage wurden weitere Therapiekonzepte wie die Akupunkturlehre und die Osteopathie einbezogen. Im Jahre 1976 wurde die erste Arbeit veröffentlicht, die die Anwendung der Applied Kinesiology bei der Diagnostik und Therapie von Kiefergelenkstörungen zum Inhalt hat. Dies führte zur Verbreitung der Methode unter Zahnärzten und Kieferorthopäden.
 
Ganzheitliche Lösungen
 
Im Fokus steht das von Goodheart formulierte Prinzip, dass die Funktionsweise des menschlichen Körpers mit einem Dreieck aus chemischen, emotionalen und strukturellen Faktoren zu symbolisieren ist. Dies ist bis heute das Grundprinzip der kinesiologischen Arbeit. Eine ganzheitliche Denkweise und der Blick über den fachmedizinischen Tellerrand sind dafür nötig. Nur so lassen sich geeignete und vor allem für den Patienten individuelle Lösungen finden.
Wenn es um die Therapie chronischer Erkrankungen geht, ist zunächst ein längerer Termin für eine ausführliche Diagnostik nötig. Folgetermine können, wenn nötig, kürzer sein. Aber auch im Rahmen der normalen Sprechstunde lässt sich die Behandlung durch wenige Muskeltests optimieren.
 
Ziele der Muskeltestung
 
Ziel der Muskeltestung ist es, herauszufinden ob Organfunktionsstörungen oder statische Probleme die Ursache der Beschwerden sind. Störungen können die Muskeln und Gelenke unmittelbar betreffen, aber auch chemische Ursachen haben. Außerdem kann die Verträglichkeit eines Medikaments überprüft und getestet werden, welche Arznei am besten geeignet ist.
Mit Applied Kinesiology lassen sich aber auch sehr komplexe Zusammenhänge aufdecken. Chronische Bauchschmerzen sind so ein Fall: Handelt es sich um eine bakterielle Fehlbesiedlung des Darms oder doch um eine Pilzüberbesiedlung? Möglicherweise können auch Parasiten schuld sein? Liegt eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder eine Nahrungsmittelintoleranz vor?
Indem man die Beschwerden mithilfe der Muskeltestung ein- ordnet, können Laborverfahren gezielt gewählt oder unter Umständen sogar eingespart werden. Angesichts der oft breit gestreuten und unspezifischen Probleme ist es nützlich, wenn sich durch einfache Tests Ursachen eingrenzen oder ausschließen lassen.
In Europa wird die AK inzwischen fachübergreifend von allen medizinischen Berufsgruppen angewendet. Vor allem in der Allgemeinmedizin ist das Spektrum der vorkommenden Erkrankungen enorm groß, aber auch für Orthopäden, Zahnärzte und Kieferorthopäden ist Applied Kinesiology ein wertvolles Instrument für eine ganzheitliche, ursächliche sowie individuelle Diagnose und Therapie.

 

Autor Dr. med. Hans Garten, Zusatzbezeichnungen: Naturheilverfahren, Chirotherapie, Akupunktur, Lehrbe- auftragter der Medizinischen Universität Innsbruck, u. a. Diplomate International Board of Applied Kinesiology (DIBAK), Gründer der DÄGAK – Deutsche Gesellschaft für Applied Kinesiology. Informationen: www.daegak.de

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