THC: Kiffen und Psychose?

Naturmedizin 1/2020

Der aktuelle Wissensstand

Britische Ärzte stellten die Frage, ob wir dem Verständnis der lange postulierten Beziehung zwischen Cannabiskonsum und der Entstehung von Psychosen in den letzten Jahren näher gekommen sind. Anhand der aktuellen Literatur versuchten sie ein Update des Wissensstandes. Während die Evidenz insgesamt fragwürdig ist, deckten sie einige aktuelle Herausforderungen auf.
Dass die Psychose-Inzidenz bei (jugendlichen) Cannabiskonsumenten höher als bei Nicht-Konsumenten ist, zeigen mehrere Studien. Zudem wurde ein erhöhtes Risiko bei Konsum von höher potentem, also viel THC enthaltendem Cannabis aufgezeigt. Drei (widersprüchliche) Feststellungen/Hypothesen zeigten sich bei Sichtung der Literatur: 1. Cannabis kann eine Schizophrenie auslösen. 2. Cannabis wird zur Linderung von Symptomen einer Schizophrenie verwendet. 3. Gemeinsame Faktoren könnten für den Cannabiskonsum und die Schizophrenie verantwortlich sein.
Um das Fazit der Autoren aus ihrer Durchsicht der aktuellen Literatur vorwegzunehmen: Immer noch besteht für keine der drei Hypothesen ein klare Evidenz.
Dass der Konsum von Cannabis ein ursächlicher Faktor für die Entwicklung einer Schizophrenie sein könnte, scheint nahezuliegen, doch ein Nachweis wurde bisher nicht erbracht.
Relevante Einschränkungen der Studienlage bestehen darin, dass die meisten Daten zum Zusammenhang zwischen Cannabis und Psychose an (jungen) Männern aus westlichen Ländern erhoben wurden. Außerdem betreffen sie im Grunde die synergistischen Wirkungen von Cannabis und Tabak. Tabak scheint allerdings ein unabhängiger Psychose- Risikofaktor zu sein. Fazit der Autoren: Der Zusammenhang von Cannabiskonsum und Psychose ist nicht geklärt.
Quelle: Hamilton I, Monaghan M: Cannabis and psychosis: are we any closer ... Curr Psychiatry Rep 2019; 21(7): 48. [Epub 4. Juni; doi: 10.1007/s11920-019- 1044-x]

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