Benachteiligung von Senioren

Naturmedizin 1/2020

Depression im Alter massiv unterschätzt

Ende letzten Jahres wurde das dritte „Deutschland-Barometer Depression“ der Stiftung Deutsche Depressionshilfe veröffentlicht, eine repräsentative Befragung zur Depression in der Bevölkerung. Ein Ergebnis ist besonders alarmierend: Bei Senioren werden Depressionen häufig nicht diagnostiziert, falsch oder gar nicht behandelt.
Befragt wurden 5.350 Personen zwischen 18 und 79 Jahren aus einem repräsentativen Online-Panel. 83 % der Bevölkerung glauben, dass Depression am häufigsten im jungen und mittleren Erwachsenenalter auftritt. Diese Annahme liegt vor allem darin begründet, dass Stress (97 %) und Belastung am Arbeitsplatz (95 %) für die Deutschen zu den Hauptursachen der Depression zählen.
Da diese berufsbezogenen Aspekte bei Senioren weniger bedeutsam sind, wird die Erkrankung im Alter als weniger relevant angesehen. Nur 45 % der Bundesbürger wissen, dass Depression auch eine Erkrankung des Gehirns ist. „Depressive Symptome wie Hoffnungs- und Freudlosigkeit, Schlafstörungen oder Erschöpfungsgefühl werden oft nicht als Ausdruck einer eigenständigen schweren Erkrankung gesehen, sondern als nachvollziehbare Reaktion auf die Bitternisse des Alters oder als Folge körperlicher Erkrankungen fehlinterpretiert“, erläutert Prof. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt/ Main. 86 % der Deutschen gehen davon aus, dass es Älteren schwerer fällt, sich bei Depression Hilfe zu suchen. Dies gilt insbesondere für die Psychotherapie: 71 % der Befragten glauben, dass Ältere seltener bereit sind, die Hilfe eines Psychotherapeuten anzunehmen. Tatsächlich sind 31 % der an Depression erkrankten Befragten zwischen 30 und 69 Jahren in psychotherapeutischer Behandlung. Bei den Betroffenen über 70 Jahre sind es nur 12 %. Eine deutliche Mehrheit (64 %) der befragten Menschen über 70 wäre aber bereit, eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen. „Älteren Menschen wird viel zu selten eine Psychotherapie angeboten. Sie werden im Versorgungssystem eindeutig benachteiligt“, so Ulrich Hegerl.
Quelle: Pressemitteilung der Stiftung Detusche Depressionshilfe: www.deutsche-depressionshilfe.de

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