European Association for the Study of Diabetes (EASD), September 2020

Praxis-Depesche 12/2020

Daten zum ersten wöchentlichen Insulin

Das Basalinsulin icodec könnte das Leben zahlreicher Diabetiker um einiges leichter machen. Denn: Es erfordert keine tägliche, sondern nur eine einmal wöchentliche Injektion. Klinische Daten zu dem neuen Insulinanalogen sowie weitere Neuigkeiten aus der Diabetologie wurden vor kurzem auf dem virtuellen 56. Kongress der EASD vorgestellt.
Genügt bald die wöchentliche Injektion?
Das nur einmal wöchentlich zu verabreichende Basalinsulin icodec hat sich in einer randomisierten Phase-II-Studie als ebenso effektiv erwiesen wie das einmal täglich anzuwendende Insulin glargin U100. Dank einer Halbwertszeit von etwa 196 Stunden genügt die einmal wöchentliche Applikation des neuen Insulinanalogon icodec.
In der Head-to-head-Studie erhielten 247 insulinnaive Typ-2-Diabetiker, deren Blutzucker unter oralen Antidiabetika nicht ausreichend kontrolliert war, entweder Insulin icodec in einer Startdosierung von 70 U pro Woche oder Insulin glargin (10 U täglich). Innerhalb von 26 Wochen konnte der HbA1c in beiden Gruppen signifikant verringert werden: Unter Insulin icodec sank der HbA1c von 8,1 % bei Baseline auf 6,7 %, unter Insulin glargin U100 von 8,0 % auf 6,9 %. Mit einer geschätzten mittleren Senkung des HbA1c um 1,33 %-Punkte unterschied sich die blutzuckersenkende Wirkung des neuen wöchentlichen Basalinsulins nicht signifikant von der des Insulin glargin U100 (- 1,15 %-Punkte). Auch die Rate der Hypoglykämien mit Level 2 oder 3 war mit 53 Ereignissen in der icodec-Gruppe und 46 Ereignissen in der glargin- Gruppe ähnlich niedrig.
Den Autoren zufolge könnte das wöchentliche Insulin icodec die Therapieakzeptanz deutlich verbessern und damit das Management insulinpflichtiger Typ-2-Diabetiker erleichtern.
 
Marker für nicht-invasive Blutzuckermessung gefunden
Bis heute gibt es keine nicht-invasive Alternative zur direkten Glucosemessung im Blut. Von einer vielversprechenden Option berichtete nun das Forscherteam um Dr. Masakazu Aihara aus Tokio. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das in Tränenflüssigkeit nachweisbare Glycoalbumin signifikant mit dem Blutzuckerspiegel korreliert. Ähnlich dem HbA1c erlaubt Glycoalbumin einen Rückschluss auf die Blutzuckereinstellung über einen längeren Zeitraum. Man schätzt, dass Glycoalbumin das durchschnittliche Glucoselevel der vergangenen zwei Wochen reflektiert.
Für die Studie entnahm man 100 Diabetikern Blut- sowie Tränenproben. Auch unter Berücksichtigung zahlreicher Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Nierenfunktion und Adipositas bestand ein signifikanter Zusammenhang von Blut- und Tränen- Glycoalbumin.
Durch weitere Forschung wollen die Wissenschaftler die Messbedingungen optimieren, geeignete Messgeräte entwickeln sowie die Effektivität der Methode zum Diabetesmonitoring prüfen.
 
Phase-III-Studie DAPA-CKD vorzeitig beendet
Neue Daten zum SGLT2-Hemmer Dapagliflozin lieferte die Phase-III-Studie DAPA-CKD, die nach einer Routine- Zwischenanalyse wegen der unerwartet hohen Wirksamkeit der Studienmedikation vorzeitig beendet wurde. So reduzierte Dapagliflozin bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz das Risiko für renale Ereignisse signifikant – und zwar unabhängig davon, ob ein Diabetes vorlag oder nicht.
Das Risiko für eine Verringerung der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGFR) um mindestens 50 %, eine terminale Niereninsuffizienz, renalen oder kardiovaskulären Tod war in der Dapagliflozin-Gruppe um 39 % niedriger als in der Placebo-Gruppe. Es ergab sich eine Number-need-to-treat von 19: Um also ein renales Ereignis zu verhindern, müssen 19 Patienten behandelt werden. Damit scheint die renale Schutzwirkung unter Dapagliflozin höher zu sein als unter ACE-Inhibitoren oder Angiotensin-II-Rezeptorblockern. Diese Ergebnisse konnten sowohl in der Subgruppe der Patienten mit Typ-2-Diabetes als auch bei denjenigen ohne Diabetes reproduziert werden. RG

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