Arterielle Hypertonie kann lebensbedrohliche kardiovaskuläre Erkrankungen auslösen. Etwa 75 % der über 70-Jährigen ist von arterieller Hypertonie betroffen, und der therapeutische Zielwert von unter 149/90 mmHg gilt auch für über 80-Jährige. Doch für diese hochbetagten Patienten scheint sich die Senkung auf die Zielwerte nicht prophylaktisch, sondern im Gegenteil, negativ auszuwirken.
Aktuelle Beobachtungsstudie
In einer Beobachtungsstudie wurden die epidemiologischen Daten von mehr als 1.600 Frauen und Männern (mit Hypertonie und medikamentöser Therapie dagegen) ausgewertet. Im Rahmen der „Berliner Initiative Studie“ wurden die Teilnehmer alle zwei Jahre befragt und untersucht. Welche Medikamente nahmen sie ein, welche Erkrankungen hatten sie? Blutdruck, Nierenfunktion und Blut- sowie Urinanalysen wurden durchgeführt.
Nach sechs Jahren wurde mit statistischen Methoden eruiert, wie der anfangs gemessene Blutdruck mit der Mortalität in Zusammenhang stand.
Einflussfaktoren wie das Geschlecht, der Body-Mass-Index, Diabetes, Alkohol- und Nikotinkonsum sowie die Art und Anzahl der blutdrucksenkenden Medikamente wurden dabei berücksichtigt. Es zeigte sich, dass über 80-Jährige mit einem Blutdruck von unter 140/90 mmHg ein um 40 % höheres Mortalitätsrisiko hatten als die, deren Blutdruck trotz medikamentöser Behandlung darüber lag. Die Gruppe der alten Menschen, die in der Vorgeschichte schon einen Insult oder Myokardinfarkt erlitten hatten, waren durch die Blutdrucksenkung sogar einem erhöhten Mortalitätsrisiko von 61 % ausgesetzt.
Anpassung erforderlich
Bei diesen Patientengruppen sollte die Hypertoniebehandlung individuell angepasst werden, so ein Fazit der Autoren. Die Empfehlungen der Fachgesellschaften sollten nicht pauschal bei allen Patientengruppen umgesetzt werden. Als Nächstes soll untersucht werden, welche Patientengruppen von der Blutdrucksenkung tatsächlich profitieren.