Früher hielt man Vitamin D nur für Kalziumhomöostase und den Knochenstoffwechsel für wichtig. Inzwischen weiß man aber, dass seine Rezeptoren in vielen verschiedenen Geweben vorkommen und es für etliche physiologische und pathologische Prozesse eine Rolle spielt. Der Vitamin-D-Spiegel korreliert unter anderem mit kardiovaskulären Erkrankungen, kolorektalem Karzinom und multipler Sklerose. Als untere Grenze des empfohlenen Blutspiegels gelten 30 ng/ml als 25(OH) D. Viele Menschen haben aber weniger als 20 ng/ml, stellen die Autoren einer Arbeit aus Athen fest. Die Prävalenz eines Defizits in der Bevölkerung wird auf 34 bis 66 % geschätzt. Vitamin-D-Mangel erhöht das Risiko für eine KHK, unter anderem über eine Senkung des HDL- und eine Erhöhung des LDL-Cholesterins. Er fördert auch Entzündungsprozesse in Epikard und Gefäßen.
Eine Vitamin-D-Gabe wirkt dieser Pathophysiologie entgegen und erscheint als guter Kandidat für eine Primärprävention der Koronarinsuffizienz. Diese These ließ sich allerdings mit prospektiven Studien nicht erhärten. Dafür wird die Tatsache verantwortlich gemacht, dass Adipositas eine wichtige, zunächst nicht beachtete Störgröße in den Korrelationen darstellt. Die Fettsucht disponiert zu funktionellem Vitamin- D-Mangel. Bei Supplementierung wird es normal resorbiert, dann aber zu einem großen Teil im Fett gespeichert; dort steht es nicht zur Konversion in die bioaktive Form zur Verfügung. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Vitamin-D-Supplementation bei adipösen Menschen einer KHK vorbeugen kann.