Hand voll mit Tabletten

Nahrungsergänzung

Naturmedizin 1/2021

Alzheimerprävention mit Nährstoffcocktail?

Eine Demenz ist bisher nicht heilbar und auch mit Medikamenten kaum zu behandeln. Im frühen Stadium lässt sich der Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung anscheinend mit einem speziellen medizinischen Nahrungsergänzungsmittel verzögern. Bei Versuchspersonen, die dieses Mittel über einen längeren Zeitraum einnahmen, ließ die geistige Leistungsfähigkeit deutlich langsamer nach als in einer Kontrollgruppe, die nur ein Placebo erhielt. Das ist das Ergebnis der europäischen Studie LipiDiDiet, bei der 311 Patienten an 11 Kliniken bisher 3 Jahre lang beobachtet wurden. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in dem renommierten internationalen Journal „Alzheimer’s & Dementia“ veröffentlicht.
Eine beginnende Alzheimer-Krankheit (AK) sich durch eine nachlassende Hirn- und Gedächtnisleistung bemerkbar, vor allem das Kurzzeitgedächtnis leidet. Dies erkennen Patienten und Angehörige bereits lange, bevor die eigentliche Demenz ausbricht. „Durch Untersuchungen des Hirnwassers und Kernspintomographie-Aufnahmen des Gehirns, die eine für Alzheimer typische Schrumpfung des Hippocampus sichtbar machen, lässt sich dieses Frühstadium gut feststellen“, erläutert Tobias Hartmann, Professor für Demenzprävention der Universität des Saarlandes, der die europäische Studie LipiDiDiet leitet. In der breit angelegten Untersuchung wurden über 300 Teilnehmer mit ersten Symptomen über einen längeren Zeitraum mit einem speziellen medizinischen Nahrungsmittel behandelt.
 
Ergebnisse
Erste Zwischenergebnisse dazu wurden in den vergangenen Jahren veröffentlicht, die bereits eine Wirksamkeit belegen konnten. „Aber erst jetzt nach 3 Jahren Behandlungszeit offenbarten sich weitgehende Unterschiede zwischen den Studienteilnehmern und der Kontrollgruppe“, erläutert Hartmann. Letztere erhielt ein unwirksames Placebo-Mittel, das aber im Geschmack sowie in der Konsistenz und Farbe identisch war. Weder Patienten, Ärzte noch Wissenschaftler wussten, wem das Placebo oder das Multinährstoffgetränk verabreicht wurde. „Bei den Patienten mit dem Nährstoffcocktail schrumpften die Gehirne der von AK betroffenen Teilnehmer um 20 Prozent weniger als bei der Vergleichsgruppe, der Veränderungsprozess im Gehirn konnte also deutlich verlangsamt werden. Noch wichtiger war, dass die Hirnleistung während der 3 Jahre zwischen 40 bis 70 % weniger nachließ als bei den nicht behandelnden Probanden“, erläutert Hartmann.
„Die positiven Effekte der Behandlung zeigten sich besonders deutlich bei den Teilnehmern, die in einem sehr frühen Alzheimer- Stadium damit beginnen konnten. Zudem konnten wir, was uns selbst überraschte, feststellen, dass die Wirkungen im Laufe der Behandlungszeit zunahmen und sich nicht nur in Bezug auf das Gedächtnis, sondern auch auf andere kognitive Bereiche ausweiteten, je länger die Behandlung andauerte“, erklärt Hartmann. Die Probanden konnten zum Beispiel alltägliche Herausforderungen, wie Rechnungen bezahlen, sich den Weg merken oder auch mit Notfällen umgehen, besser bewältigen als die Kontrollgruppe.
 
Nährstoffgemisch
Das für die Behandlung der Alzheimer- Patienten eingesetzte Nährstoffgemisch „Fortasyn Connect“ enthält eine spezielle Kombination aus essentiellen Fettsäuren, Vitaminen und anderen Nährstoffen. Dazu zählen Docosahexaensäure, Eicosapentaensäure, Uridinmonophosphat, Cholin, die Vitamine B12, B6, C, E und Folsäure sowie Phospholipide und Selen. Frühere präklinische Forschungen des LipiDiDiet-Konsortiums und anderer Laboratorien, etwa des Massachusetts Institute of Technology (MIT), haben gezeigt, dass diese Nährstoffe eine Reihe von für AK typische Hirnveränderungen reduzieren. Weitere klinische Studien zeigten zudem positive Ergebnisse bei Gedächtnis- und EEG-Messungen, die auf erhöhte Hirnaktivitäten der behandelten Versuchspersonen hinwiesen.
Quelle:

Hartmann T: 36‐month LipiDiDiet multinutrient clinical trial in prodromal Alzheimer‘s disease. Alzheimers Dement . 2020 Sep 13. doi: 10.1002/alz.12172.

Online ahead of print. (Pressemeldung der Universität des Saarlandes, Friederike Meyer zu Tittingdorf)

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