Löwenzahnpollen fliegen durch die Luft

Allergologie

NATUR+PHARMAZIE 1/2021

Allergien haben immer Saison!

Aktuell ist ungefähr 20-30% der Weltbevölkerung von Allergien betroffen, das bedeutet, allein in Europa gibt es über 100 Millionen Betroffene. Allergische Erkrankungen nehmen in den Industrieländern deutlich zu und voraussichtlich werden bis 2025 sogar die Hälfte aller Europäer darunter leiden.
Nützliche Tipps für Allergiker
- Pollenflugkalender beachten
- Schlafzimmerfenster nachts geschlossen halten
- abends Haare waschen
- kühlende Augenkompressen
- getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer lagern
- wöchentlich Bettwäsche wechseln
- Nasendusche verwenden (z. B. Emser® Nasendusche), um Pollen auszuspülen
- Allergietabletten abends einnehmen
Das Immunsystem, das uns täglich vor Viren und Bakterien schützt, muss uns zusätzlich immer vor stetig zunehmenden schädlichen Umwelteinflüssen wie hohen Ozonwerten, Abgasen, Elektrosmog, Stress, UV-Strahlen oder Schwermetallen schützen. Eine immunologische Herausforderung, die Auswirkungen hat. Die Inzidenz der allergischen Pathologien steigt ständig. Das macht sich auch in den Apotheken bemerkbar, wo immer mehr Kunden nach Hilfe bei den typischen Beschwerden fragen.
 
Was ist eine Rhinokonjunktivitis?
Bei einer Rhinokonjunktivitis gerät der Körper mit einem harmlosen Allergen in Kontakt, es kommt zur Sensibilisierung und es werden IgE-Antikörper speziell gegen dieses Allergen produziert. Beim erneuten Kontakt, kommt es zu einer überschießenden Reaktion des Immunsystems, die Antikörper reagieren sofort, es wird Histamin freigesetzt und damit werden Entzündungsreaktionen hervorgerufen. Bei knapp 90 % der Betroffenen reagiert der Körper mit einer laufenden Nase, bei 82 % wiederum mit einer verstopften Nase. Charakteristische Beschwerden sind Niesanfälle, Nasenjucken, Konjunktivitis, tränende Augen, Schnupfen, Atemwegsobstruktionen und allgemeine Mattigkeit.
Da Heuschnupfen neben der atopischen Dermatitis und dem allergischen Asthma zum atopischen Formenkreis gerechnet wird, ist eine konsequente Therapie notwendig. Denn andernfalls kann sich das Erscheinungsbild der allergischen Rhinitis im Laufe der Jahre (das betrifft 15–20 % der Fälle) verändern und in ein manifestes Asthma bronchiale übergehen. Hier spricht man vom sogenannten „Etagenwechsel“.
 
Mehr als „Heuschnupfen“
Gemeinhin wird die Rhinokonjunktivitis zwar als Heuschnupfen bezeichnet, allerdings sind die auslösenden Allergene vielseitiger. Heuschnupfen ist die häufigste allergische Erkrankung und kann saisonal, aber auch ganzjährig auftreten. Neben Pollen (von Bäumen, Gräsern etc.) kommen weitere Allergene wie Haustiere (meist Katzen und Hunde), Hausstaubmilben und Schimmelpilze infrage. Die genauen Ursachen sind komplex, jedoch begünstigen sowohl genetische Faktoren als auch äußere Einflüsse eine Allergieentstehung.
 
Allergien haben immer Saison
Pollenallergien haben das ganze Jahr über Saison. Angefangen mit Erle und Haselnuss im Januar, bis hin zu Brennnessel, Beifuß und Ambrosia im Winter. Hausstauballergiker leiden zudem in den Herbst- und Wintermonaten verstärkt unter ihrer Allergie, denn durch die Heizungsluft trocknet der Kot der Milben schneller und gelangt durch Aufwirbelung (Kehren, etc.) in die Atemluft und von dort auf die Schleimhäute der Betroffenen.
Zur Symptombekämpfung eignen sich Mittel zur systemischen Behandlung mit Wirkstoffen wie Dimetinden (Fenistil®, Loratadin (Lorano®, Lisino®), Cetirizin oder Clemastin (Tavegil®) etc.
 
Gezielte Behandlung der Nase
Treten die allergischen Beschwerden an der Nase auf, eignet sich die Anwendung von Nasensprays, welche Antihistaminika enthalten. Diese wirken direkt an der Stelle des Problems und blockieren die Wirkung von Histamin. Beispiele für lokale Anthistaminika:
Livocab® direkt Nasenspray, Allergodil® Nasenspray, Vividrin® akut Nasenspray etc.
Mastzellstabilisatoren stabilisieren die Mastzellen und reduzieren so eine übermäßige Freisetzung von Histamin im Zielgewebe. Hier ist eine regelmäßige Anwendung notwendig. Wirkstoffbeispiele mit Cromoglicinsäure:
Pollicrom®, Cromo-ratiopharm® Nasenspray etc.
Nur zur kurzfristigen Anwendung zum Abschwellen der Nasenschleimhäute (cave: Rebound-Effekt):
Nasivin®, Otriven® etc.
 
Gezielte Behandlung der Augen
Gereizte, gerötete, tränende und juckende Augen sind ebenfalls häufige Anzeichen von Heuschnupfen und beeinträchtigen die Lebensqualität enorm. Zur lokalen Anwendung und raschen Symptomlinderung können hier antiallergische Augentropfen eingesetzt werden.
Beispiele für lokale Anthistaminika:
Livocab® direkt Augentropfen, Allergodil® Augentropfen, Vividrin® akut Augentropfen Beispiele für gereizte Augen: Berberil®, Visine® Yxin, Ophtalmin®
Beispiel für lokale Mastzellstabilisatoren:
Allergocrom®, Vividrin® antiallergische Augentropfen, CromoHEXAL® Augentropfen, Cromo-ratiopharm® Augentropfen etc.
 
Homöopathische Heuschnpfenmittel
- Heuschnupfenmittel DHU®
- Klosterfrau® Allergin
- Heuschnupfenspray Weleda®
- Euphorbium comp. Nasentropfen SN
- Galphimia glauca D12 (DHU)
- Allium cepa D6 ( bei starkem Fließschnupfen)
- Arundo D6 ( bei starkerm Juckreiz am Gaumen und Fließschnupfen)
- Euphrasia D6 ( bei scharfen Tränen und geröteten, brennenden und geschwollenen Augen)
 
Nahrungsergänzungsmittel
Zink reguliert das Immunsystem und dämpft die Überreaktion des Körpers, denn Studien zufolge reduziert die Einnahme von Zink die Histamin-Freisetzung. Dadurch erhöht sich die Empfindlichkeitsschwelle gegenüber den Allergenen und die Allergiesymptome werden gelindert. Zudem fungiert Zink als Stabilisator von Immunzellen mit direkt anti-allergischen Eigenschaften. Unter anderem beeinflusst Zink die körpereigene Produktion von T-Zellen positiv. Neben einer erhöhten Infektanfälligkeit kann ein Zinkmangel auch die Entstehung von Allergien begünstigen.
Auch eine gute Versorgung mit Vitamin C kann Allergikern empfohlen werden. Vitamin C wirkt entzündungshemmend und senkt den Histaminspiegel. Vitamin C kann akut in höheren Dosen oral oder als Infusion verabreicht werden.
 
Desensibilisierung
Sinn und Zweck einer Desensibilisierung ist es, den Körper nach und nach an das Allergen zu gewöhnen indem es sukzessive in steigenden Dosen verabreicht wird. Durch dieses Prozedere entsteht ein gewisser Gewöhnungseffekt wodurch vom Immunsystem immer weniger IgE gebildet wird. Damit lässt sich die allergische Reaktion minimieren und im Besten Fall sogar gänzlich unterdrücken.
Es gibt 2 Arten von Desensibilisierungstherapien. Die Standardmethode ist die subkutane Immuntherapie (SCIT). Hierbei wird zu Beginn die Allergenlösung wöchentlich subkutan (z. B. Acaroid®) appliziert und die Dosis stetig gesteigert. Sobald die Erhaltungsdosis erreicht ist, erfolgt die Injektion nur noch alle 8 Wochen.
Eine weitere Methode ist die sogenannte sublinguale Immuntherapie (SLIT). Wie der Name schon verrät erfolgt die Applikation in Form von Sublingualtabletten. Bei dieser Methode werden die Tabletten im Gegensatz zur SCIT täglich verabreicht. Bislang steht diese Methode allerdings nur Heuschnupfenallergikern zur Verfügung.
Quelle: Autorin: Daniela Mackert/Apothekerin, Medizinjournalistin mackert@pharmawords.de / www.pharmawords.de
Urheberrecht: © AdobeStock BillionPhotos.com

Alle im Rahmen dieses Internet-Angebots veröffentlichten Artikel sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch Übersetzungen und Zweitveröffentlichungen, vorbehalten. Jegliche Vervielfältigung, Verlinkung oder Weiterverbreitung in jedem Medium als Ganzes oder in Teilen bedarf der schriftlichen Zustimmung des Verlags.

x