Prävention wäre wichtig

Naturmedizin 6/2019

Alarmierende Zahlen zu berufsbedingten Krebserkrankungen

Nach aktuellen Schätzungen nimmt die Zahl tödlicher berufsbedingter Krebserkrankungen weltweit zu. In vielen Regionen sind sie die Hauptursache für arbeitsbedingte Todesfälle. Bei der Prävention gibt es noch Luft nach oben.
Im Jahr 2011 wurden allein in der EU 102.500 Todesfälle durch berufsbedingten Krebs verzeichnet; 2015 waren es bereits 106.300. Schuld an den steigenden Zahlen sind vermutlich neue Karzinogene, bessere Schätzmethoden, Veränderungen im industriellen Arbeitsmarkt und der demografische Wandel. Im Rahmen des 32. Internationalen Kongresses für Arbeitsmedizin (ICOH) wurden nun neue Ziele festgelegt, um dem Anstieg berufsbedingter Krebserkrankungen entgegenzusteuern. Allerdings sind dazu auf politischer Ebene erhebliche personelle und wirtschaftliche Investitionen nötig.
 
Wichtige Fortschritte
Immerhin können wir bereits auf wichtige Fortschritte aufbauen. Es geht aber alles ein bisschen besser, z. B. bei der Identifizierung und Risikobewertung karzinogener Stoffe oder Arbeitsprozesse. Dieser Schritt bildet die Voraussetzung für das Risikomanagement. Zudem gilt es, bessere Strukturen für eine vollständigere und realistischere Einschätzung der globalen Belastung durch beruflich bedingten Krebs zu schaffen. Hierzu sind zuverlässigere Informationen über z. B. die Anzahl der exponierten Arbeitnehmer und genauere Umwelt- und biologische Überwachungsdaten erforderlich. Die bisherigen Register und Datenbanken decken nicht alle relevanten Karzinogene und Regionen ab. Die verfügbaren Daten müssen außerdem besser zusammengeführt werden, um sie in einem globalen Kontext auswerten zu können.
Was Präventions- und Schutzmaßnahmen betrifft, müssen gemäß der ILO-Konvention C-139 „krebserregende Stoffe oder Wirkstoffe durch nicht krebserregende Stoffe oder Wirkstoffe oder durch weniger schädliche Stoffe oder Wirkstoffe ersetzt werden“. Das Paradebeispiel für die Umsetzung dieser Vorgabe ist Asbest, das mittlerweile in 55 Ländern – allerdings längst nicht weltweit! – verboten ist. Tatsächlich ist Asbest heute noch weitverbreitet: Ca. 2.030.000 Tonnen davon werden jährlich verbraucht. Nicht immer ist es technisch möglich, einen krebserregenden Stoff oder Wirkstoff vollständig vom Arbeitsplatz zu entfernen. Bis diese Lücken durch technologische Innovationen geschlossen werden können, sind die Durchsetzung und Aktualisierung der spezifischen Grenzwerte für die Karzinogenexposition am Arbeitsplatz (OEL) umso wichtiger. Mindestens ebenso bedeutsam sind Aufklärungsmaßnahmen. Schulungen und entsprechende Kampagnen könnten dazu beitragen, die Einhaltung der verschiedenen Präventions- und Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz zu verbessern.
Zu guter Letzt gibt es auch im Hinblick auf sekundäre Präventions- und Kontrollmaßnahmen noch viel zu tun. So verdient die Nachbeobachtung karzinogene-exponierter Arbeitnehmer mehr Beachtung und Gewichtung in Form von längerfristigen Nachsorgeprogrammen.
Quelle: lavicoli S et al.: New avenues for prevention of occupational cancer: a global policy perspective. Occup Environ Med 2019; 76: 360-2

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